Woher kommen eigentlich unsere Drogen?

Der Begriff Droge bezeichnet historisch eine Substanz, die eine heilende Wirkung auf den Körper hat. Im Deutschen hat sich diese ursprüngliche Bedeutung hin zu berauschenden, oft illegalen Substanzen verschoben. Doch tatsächlich ist auch bei unseren „Lieblingsdrogen“ ein enger Bezug zur Arzneimittelindustrie gegeben.

Kokain

Kokain, auch Benzoylecgoninmethylester ist ein starkes Aufputsch- und Betäubungsmittel, welches aus einem in Cocablättern enthaltenen Stoffs hergestellt wird. Der Arzneimittelhersteller Merck begann 1862 in Darmstadt mit der kommerziellen Kokain-Produktion.

Heute kennen wir Kokain vor allem als Partydroge, doch ab 1879 wurde Kokain eingesetzt, um die verbreitete Morphinsucht zu behandeln. 1884 wurde Kokain dann in Deutschland für den klinischen Gebrauch als lokales Anästhetikum eingesetzt.

1885 berichtete die New York Times erstmals über die Gefahren von Kokain. Auch Coca Cola enthielt bis 1906 den Extrakt aus Cocablättern. In einem Liter Coca Cola konnte man damals ca. 250 Milligramm Kokain nachweisen. 1930 wurde Kokain in Deutschland verboten.

Ecstasy (MDMA)

Obwohl MDMA (3,4-Methylendioxy-methamphetamin) häufig nachgesagt wird, es sei von der deutschen Pharmafirma Merck als Appetitzügler entwickelt worden, entstand das Amphetamin tatsächlich ganz aus Versehen. Merck arbeitete an der Herstellung einer gefäßverengenden Substanz und entdeckte dabei MDMA, das 1913 routinemäßig patentiert wurde.

In den 1960er Jahren wurde MDMA als sogenannte „Liebesdroge“ in Teilen der Hippiekultur in San Francisco bekannt. Ab den 1970er Jahren hatte sich die Droge bekanntlich weit verbreitet.

Speed (Amphetamin)

Amphetamin, auch Phenylisopropylamin ist eine synthetische chemische Verbindung mit einer stark stimulierenden und aufputschenden Wirkung, weshalb es in der Drogenszene beliebt, und unter Bezeichnungen wie Speed oder Pep weit verbreitet ist. Die Erstsynthese gelang 1887 dem Rumänischen Chemiker Lazăr Edeleanu in der Humboldt-Universität in Berlin im Zuge seiner Doktorarbeit.

Smith, Kline & French brachten Amphetaminsulfat 1932 unter dem Namen „Benzedrine“ (Deutsch „Benzedrin“) als Inhalator gegen Atemwegserkrankungen auf den Markt. Anfangs wurde Amphetamin als Bronchospasmolytikum und Appetitzügler eingesetzt. Heute wird die Substanz auf Grund von Nebenwirkungen und hohem Suchtpotenzials nur noch zur Behandlung von Narkolepsie und ADHS eingesetzt.

Ketamin

Ketamin welches hauptsächlich in der Human- und Tiermedizin als Arzneistoff in der Anästhesie eingesetzt wird, wurde 1962 bei einem Forschungsauftrag der Firma Parke-Davis entwickelt. Der Chemiker Calvin L. Stevens synthetisierte die Substanz bei der Suche nach einem Ersatz für Phencyclidin, weiter bekannt als PCP oder Angel Dust – ein Dissoziativum mit schwerem Nutzen-Risiko-Verhältnis.

1966 erhielt die Firma ein Patent für die medizinische Nutzung des Stoffes. 1964 wurde dann das psychedelische Potenzial der Substanz erkannt. Die Droge wurde im Vietnamkrieg von amerikanischen Soldaten routinemäßig als Anästhetikum angewendet und ab Mitte der 1970er Jahre verbreitete sich Ketamin schließlich als Straßendroge.

LSD

Lysergsäurediethylamid wurde am 16. November 1938 erstmals von dem Chemiker Albert Hofmann hergestellt. Hofmann war auf der Suche nach einem Kreislaufstimulans und entdeckte währenddessen an sich selbst die halluzinogene Wirkung des Stoffes. Am 19. April 1943 machte der Chemiker einen Selbstversuch und nahm 250 Mikrogramm LSD ein und bestätigte somit die psychoaktiven Eigenschaften von LSD. Das Datum wird von popkulturellen LSD-Anhängern gefeiert.

Unter dem Namen „Delysid“ wurde das Präparat von der Firma Sandoz, für die Hofmann arbeitete, als Psychotomimetikum erstmals auf den Markt gebracht, und wurde in der Psychiatrie und Psychotherapie eingesetzt.

In den 1950er Jahen wurde LSD mit einer Erfolgsrate von 50 Prozent zur Behandlung von Alkoholismus angewendet. Die Einstufung von LSD als nicht verkehrsfähiges Suchtmittel um 1966 machte die Droge für die Hippiebewegung nur noch interessanter. Als Partydroge gewann das Psychedelikum erst in der Technoszene der 1990er Jahren an Beliebtheit.

Heroin

Heroin – chemisch Diacetylmorphin oder Diamorfin – ist ein Opioid mit einem sehr hohen Suchtfaktor welches uns wohl allen spätestens seit der Erscheinung von Christiane Fs Biographie, Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (1978), bekannt sein sollte.

Die Droge wird aus Reaktionen von Alkaloiden wie Morphin mit Essigsäureanhydrid hergestellt.
1896 erscheint es erstmalig als Medikament und wird von der Firma Bayer als Schmerz- und Hustenmittel vermarktet. Unter anderem wurde Heroin auch als „nicht süchtigmachendes Medikament“ bei dem Entzug von Morphin und Opium eingesetzt.

1904 erkannte man dann, dass der Stoff ein höheres Suchtpotenzial hat als Morphin, und dass die die Dosierung bei wiederholter Einnahme deutlich erhöht werden muss, um die anfängliche Wirkung erneut zu erzielen. 1931 stellte Bayer die Produktion auf Grund von politischem Druck schließlich ein und konzentrierte sich lieber auf Aspirin.

Cannabis

Cannabis ist eine psychoactive Droge, die als Arzneimittel zum ersten Mal in rund 4.700 Jahre alten chinesischen Schriften auftaucht. Der älteste Marihuanafund war eine Grabbeigabe, die auf die Zeit 700 v. Chr. datiert.

Seit dem ersten Kreuzzug (1096–1099) wurde Cannabis zur Behandlung von rheumatischen und bronchialen Erkrankungen und als Opiumersatz in die Europäische Volksmedizin eingeführt. Ab dem 19. Jahrhundert wurde Cannabis mitunter gegen Migräne, epilepsieähnliche Krämpfe und Schlafstörungen eingesetzt. Bis es 1898 von Aspirin verdrängt wurde, war Marihuana das in Amerika meist eingesetzte Schmerzmittel.

Auf der zweiten Opiumkonferenz am 19. Februar 1925 wurde Cannabis mit Opiaten gleichgestellt. Die aktuelle Illegalisierung von Cannabis stammt von dem Opiumgesetz des Deutschen Reichs vom 10. Dezember 1929.

Von Luisa Goehler

Bildnachweis: Von Amritanshu Sikdar [Lizenz] via unsplash.com

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