Sinkende Auflagezahlen im Zeitungsmarkt, wachsende Online-Angebote – Stichwort „Digitalisierung“. Wie die Verlagsbranche nach negativer Print-Prognose online jetzt mit besonders viel high speed surft, was die Bild in Zusammenhang mit der Bundesliga damit zu tun hat und welche Vorteile es dem Leser bietet: Bild-Digital Chef Jan Wachtel gibt Einblicke.
Print goes online – keine überraschende Schlagzeile mehr. Heutzutage gibt es kaum noch Print-Angebote, die nicht im Web zu finden sind. Sei es die altbewährte Tageszeitung, das Hochglanzmagazin, die Radiosendung oder auch das Fernsehprogramm. Ohne Internet? No way!
Doch neben vielen Vorteilen – Aktualität, Flexibilität, Dynamik – bietet das Netz einen beachtlichen Nachteil, vor allem für die Zeitungsverlage: Der Leser bekommt die Inhalte meist kostenfrei. Er muss also für die Artikel online nicht zahlen, für die gedruckte Zeitung jedoch schon. Also bleibt die Frage: Was machen gegen free content ? Mediengigant Axel Springer machte im vergangenen Jahr einen wichtigen Schritt in Richtung „paid content“ und führte auf Bild.de kostenpflichtige Inhalte ein. Diese sind, neben den kostenfreien Artikeln, mit einem Pluszeichen gekennzeichnet und nur für Abonnenten von „BILD-Plus“ einsehbar. Allerdings funktioniert so ein Konzept nur, wenn auch genug Nutzer erreicht werden: „Im Internet brauchst du Reichweite – Traffic – um gut vermarkten zu können“, erklärt Jan Wachtel. Neben der Reichweite spielt jedoch der Mehrwert, der Vorteil für den Nutzer, eine große Rolle. Vor allem als Fußballfan kommt man(n) im wahrsten Sinne des Wortes auf seine Kosten. 2013 sicherte sich der Konzern entsprechende Senderechte für alle Partien der Bundesliga (auch die 2. Liga) und darf seit dem ersten Spieltag der laufenden Saison bereits 60 Minuten nach Abpfiff, Höhepunkte aller Partien auf Bild.de zeigen.
„Im Internet brauchst du Reichweite, um gut vermarkten zu können.“
Somit ist der Nutzer schon vor der ARD-Sportschau bestens informiert. Die Inhalte sind als kostenpflichtiges Premium-Angebot abrufbar, jedoch nur in Kombination eines der drei BILD-Plus-Pakete erhältlich. Das stellt jedoch laut Wachtel kein Problem dar: „Fußball und Bundesliga sind gerade in Deutschland extrem attraktiv, was die Vermarktung betrifft.“
Das weiß natürlich auch die Deutsche Fußball Liga (DFL). Zum einen sind es enorme Summen die bei einem solchen Deal über den Tisch gehen, zum anderen kann auch nicht jeder derartige Rechte erwerben. Erst einmal muss ein entsprechender Preis geboten werden um bei dem mehrstufigen Bieterprozess, überhaupt die Chance zu erhalten ein ausgearbeitetes Vorkonzept einreichen zu dürfen. In einer zweiten Runde werden dann die eingereichten Konzepte geprüft, Auserwählte zur Präsentation einberufen und schlussendlich Zuschläge erteilt. Auch Verlagsgeschäftsführerin Donata Hopfen ist sich sicher, dass die entwickelte Strategie aufgeht: „Die Rechtepakete sind wie gemacht für die Bezahl- und Multiplattformstrategie von BILD und der Erwerb ist ein wichtiger Schritt, mit dem wir auf allen digitalen Endgeräten ein attraktives Bezahlangebot etablieren können.“
Mittlerweile laufen die Premium-Angebote schon einige Zeit und weiten sich kontinuierlich aus – das spricht für positive Erfolge.
Darüber hinaus wird BILD Digital in Zukunft auch in Sachen Smart TV dranbleiben, verrät Wachtel.
Der kritische Trendbeobachter stellt sich nun sicherlich die Frage, ob es langfristig im Netz keine kostenfreie redaktionelle Berichterstattung mehr geben wird. Das kann heute wohl noch nicht beantwortet werden – möglich ist es auf jeden Fall.
Fest steht jedenfalls, dass der journalistische Schreibaufwand für einen Artikel gleich bleibt – ob nun gedruckt oder digital – und seien wir ehrlich, am Kiosk würden wir ja auch nicht fragen ob wir die Zeitung zum Kaffee gratis bekommen.
Von Freya-Alessa Hausmann und Yvonne Bauer