Man kann tausend Seiten lange Bücher über Strategie schreiben. Man kann wochenlang Seminare besuchen. Man kann studieren, examinieren, elaborieren. Aber lernen kann man Strategie so nicht. Strategie ist zuallererst: Praxis. Strategie ist wie Chirurgie: Ganz ohne Wissen geht es nicht, entscheidend ist aber die Anwendungsroutine.
Diesen kleinen, aber alles entscheidenden Punkt stellt Roger Martin in seinem HBR-Blog-Beitrag „Strategy Is All About Practice“ in den Fokus und verweist dabei auf einen weiteren ganz wesentlichen Punkt: Um aus der Anwendung strategischer Entscheidungen zu lernen, muss man vor der Ausführung der Entscheidung aufschreiben, welche Annahmen der Entscheidung zu Grunde liegen.
Schreibt man seine Strategie-Überlegung nicht auf, glaubt man relativ selbstverständlich, dass alles so kommen musste, weil man es vorhergesagt hat. Was allerdings ein Trugschluss sondergleichen ist. Um also Strategie zu lernen, muss man strategische Entscheidungen anwenden und daraus lernen und dafür muss man zwingend und ohne jedweden Kompromiss vorher aufschreiben, was die Prämissen des strategischen Handelns sind. Was denkt man darüber, wie die Kunden und wie der Wettbewerb auf eine Entscheidung reagieren?
Erst das Aufschreiben der Strategie bringt den Lernerfolg, damit die Erfahrung und damit letztlich den strategischen Vorteil. Und – eine Annahme am Rande: Dies scheint mir auch einer der Gründe zu sein, warum große Unternehmen sehr häufig erfolgreicher sind als kleine (und mit „klein“ meine ich hier weniger als 500 Beschäftigte). Während der Mittelstand aus dem Bauch entscheidet und mal erfolgreich, mal weniger erolgreich ist, etablieren Großunternehmen durch ihre Strukturen Schriftlichkeit und Überprüfbarkeit, steigern eben damit ihr strategisches Potenzial.
Von Thomas Becker
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