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Berlin: Die Hauptstadt der Toten

Der Tod gehört zum Leben. Der Tod gehört zu Berlin. 1.105ha der Fläche Berlins sind belegt mit den Toten der Stadt. Das ist eine Fläche von rund tausend Fußballfeldern. Insgesamt 186 Friedhöfe gibt es in Berlin – mehr als in jeder anderen deutschen Stadt – und ähnlich viel wie in New York.

Jedes Jahr sterben in Berlin rund 34.000 Menschen. Knapp 200 Bestattungsunternehmen kümmern sich um den letzten Gang – und erwirtschaften damit grob 65 Millionen Euro Umsatz.

Besonders lukrativ ist es, wenn man den Zuschlag bekommt, die ordnungsbehördlichen Bestattungen durchzuführen. Davon gibt es in Berlin pro Jahr etwa 2.000. Ordnungsbehördlich unter die Erde kommt man, wenn sich innerhalb von sieben Tagen keine Verwandten ermitteln lassen. Und nach sieben Tagen muss man in Deutschland bestattet sein – so will es das Gesetz.

Apropos Gesetz: Bestattungen sind Ländersache, so wie Bildung und Polizei. Jedes Bundesland hast ein eigenes Bestattungsgesetz. Das Berliner Bestattungsgesetz – kurz BestattG BE – kennt 28 Paragraphen. Dort ist nicht nur die Bestattungspflicht (§15) geregelt, sondern z.B. auch, dass die ärztliche Schweigepflicht bei Toten nicht mehr voll umfänglich greift (§ 7 Auskunftspflicht).

Auf den Berliner Friedhöfen liegen viele Promis. Berlin hat rund 800 Ehrengräber. Um mit solchen Ehren in die Erde zu kommen, braucht es einen Senatsbeschluss. Wenn der getroffen ist, übernimmt die Stadt die Kosten für die Grabpflege.  Ehrengräber in Berlin haben u.a. Bertolt Brecht, Theodor Fontane, Willy Brandt, die Gebrüder Grimm und Robert Koch.

Trotz all der Routine mit dem Tod: Nicht alles beim Tod ist geregelt. Wie mit verstorbenen Geflüchteten umgegangen wird, ist nämlich nicht so klar. Lassen sich keine Angehörigen ermitteln, dann werden sie genauso ordnungsbehördlich bestattet. In der Regel besitzen sie jedoch Angehörige in den weit entfernten Heimatländern. Die Kommunikationen mit ihnen wird allein durch Sprachbarrieren deutlich erschwert.

Daher wird derzeit bei jedem Todesfall einzeln von den Ordnungsämtern entschieden, was nun passiert. Dies geht von einer Rückführung des Leichnams bis hin zum religiös angepassten Begräbnis – finanziert von der Stadt oder Instituten die sich für die Übernahme der Kosten bereit erklären.

Übrigens auch in Sachen Tempo ist Berlin Spitzenreiter bei Todesfällen. Es dauert bis zu acht Wochen, bis die Sterbeurkunde ausgestellt wird, berichtet Vice. Für die Toten kein Problem. Für die Hinterbliebenen schon, die für die bürokratischen Aufgaben (Kündigungen von Verträgen, Erbsachen etc.) diese Urkunde vorlegen müssen.

Von Adrian Smiatek, Alina Pfänder, Tim Scharmacher, Luisa Goeler und Marcel Möller

Bildnachweis: Luisa Goeler

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