Den Tag eines kranken Kindes versüßen

Das Leben eines krebskranken Kindes ist sehr schwierig. Die meisten Kinder auf den Langzeitstationen kennen jeden Winkel des Krankenhauses schon in und auswendig. Um diesen Kindern das Leben etwas zu versüßen, hat ein Bielefelder vor 5 Jahren das Projekt „fruchtalarm“ gegründet.Die Idee wuchs, als der Gründer 2010 selbst seinen Sohn an den Krebs verlor. Da er geschäftlich im Eventbereich tätig ist, kam ihm schnell die Idee, den Kindern fruchtige und gesunde Cocktails (natürlich alkoholfrei) auf die Station zu bringen. Da die Kinder zwar nach Hause, aber keine öffentlichen Feste, Kinos etc. besuchen dürfen, ist dies eine sehr willkommene Abwechslung, auch für die Jugendlichen. Der Projektinitiator ist noch immer als ehrenamtlicher Projektvorstandsvorsitzender tätig und betreut das Projekt weiterhin mit viel Einsatz.

Heute hat fruchtalarm drei feste Mitarbeiterinnen in Bielefeld, die sich sowohl um die Konzeption und Strategie des Projektes, als auch um logistische und alle administrativen Arbeiten kümmern. Auf den Stationen in den mittlerweile 10 Standorten in Deutschland, mixen die sogenannten „Fruchtis“ bunte Cocktails in alle Regenbogenfarben mit den Kindern.

Die Fruchtis sind meistens Studenten zwischen 20 und 30, die ehrenamtlich arbeiten. Es wird ihnen zwar eine Aufwandsentschädigung angeboten, diese nehmen die meisten aber nicht an. Jeder muss, bevor er auf der Station Cocktails mit den Kindern machen darf, eine drei-stündige Hygiene- und Cocktailschulung mitmachen. Zudem müssen alle eine polizeiliches Führungszeugnis und eine Infektionsschutzbelehrung vom Gesundheitsamt vorweisen.

„Das Gute ist, dass die Kinder endlich mal etwas selbst entscheiden dürfen. Außerdem nehmen sie über die Fruchtcocktails gerne etwas Flüssigkeit zu sich. Mit unseren Bechern mit einzeln verpackten Strohhalm können die schwächeren Kinder auch im Liegen trinken!“, sagt Peggy Brammert, die Gesamtprojektleiterin von fruchtalarm.

Bei der Durchsetzung des Projekts gibt es ab und zu einige Schwierigkeiten. Das liegt aber nicht daran, dass die Chefärzte das Projekt nicht mögen, sondern dass auf vielen, kleineren Stationen der Lagerraum fehlt. „Das ist aber meistens kein Hindernis. Wir können die Saft- und Sirupkisten und die Becher zum Beispiel auf Rollbrettern lagern, so können sie schnell mal zur Seite geschoben werden“.

Bevor die Fruchtis mit der mobilen Cocktailbar in die Zimmer dürfen, wird natürlich alles sterilisiert, desinfiziert und abgekocht, um die Infektionsgefahr der Kinder auszuschließen.

Falls einer der Fruchtis mal einen Schnupfen  Halskratzen hat, wird sofort getauscht, um die Kinder keinen Bakterien oder Viren auszusetzen. Jede Klinik darf sich aussuchen, an welchem Wochentag die Ehrenamtlichen kommen dürfen. Fällt dieser Wochentag mal auf einen Feiertag, kommt das Team natürlich trotzdem.

So ist übrigens auch die Kooperation mit dem Krankenhaus in Berlin Buch entstanden. Seit Dezember 2013 rollt auch hier die Cocktailbar über die Flure. Anfangs nur alle zwei Wochen, doch seit August 2014 können die Kinder auch hier jeden Montag von 14-17h einen Cocktail ihrer Wahl mixen.

„Das Projekt ist einzigartig und bringt viel Spaß mit sich. Doch die Etablierung in den einzelnen Städten ist nicht immer ganz einfach.“ In Berlin werden zum Beispiel wieder Ehrenamtliche gesucht, die sich für das Projekt einsetzen und als Fruchti auf der Kinderkrebsstation Fruchtcocktails mixen.

Auch zu viele Spenden kann das Projekt gar nicht haben, denn sie haben ein großes Ziel für die Zukunft: „Wir wollen fruchtalarm auf alle über 50 Langzeit-Kinderstationen in Deutschland ausweiten“. Für alle, die das Projekt unterstützen gilt: „Du musst kein Obst sein, um zu helfen“.

Das Projekt kostet jeden Standort pro Jahr viele Tausend Euro, welche komplett aus Spenden von Projektförderern und Privatpersonen finanziert werden. Der ganze Aufwand lohnt sich auf jeden Fall: „Das Schönste an dem Projekt ist, den Kindern einen schönen Tag zu schenken. Wenn der Wagen über die Station rollt, freuen sich die Kinder und ihre Augen fangen an zu strahlen. Dann sind auch ihre Eltern glücklich“.

Von Denise Uspelkat

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.