Karriere mit Pumps und Mascara: Frauen in Männerdomänen

Unternehmerin, Geschäftsführerin, Business-Lady — Vor einigen Jahrzehnten waren das undenkbare Wortvariationen. Frauen gehörten hinter den Herd, waren Mütter und Hausfrauen, putzten, kochten und bügelten. Heute steht die Damenwelt den Männern in nichts mehr nach. Der Wunsch nach Karriere ist selbstverständlich geworden und nicht nur das: Berufsfelder, die als absolute Männerdomänen galten, werden von immer mehr Frauen erobert.

Festgefahrenes Denken

Nach wie vor werden Frauen und Männer kategorisiert und mit bestimmten Berufen in Verbindung gebracht, obwohl sich diese Strukturen im Umbruch befinden. Schockierend ist vor allem, dass sich sogar im Jahr 2013 rund ein Drittel aller Männer keine Frauen in typischen Männerberufen vorstellen konnten. Auch Schüler, die eigentlich mit einer modernen Denkweise erzogen werden, sehen häufig keine Notwendigkeit, mehr Frauen in solchen Berufe einzusetzen.

Von ganz anderen Erfahrungen  kann Sandra berichten, die Bereichsleiterin in einer Firma ist, die sich mit der Entwicklung von Ratingsystemen beschäftigt. Finanzmathematik? Das ist ja gleich doppelt männlich. Doch obwohl Sandra mit dieser Berufswahl absolutes Männerterrain betreten hat, gab es für sie nie eine Situation, in der sie sich auf Grund ihres Geschlechtes diskriminiert fühlte. „Als ich mich auf den Job beworben habe, hatte ich das Gefühl, die Auswahl war geschlechtsneutral. Ich habe es lange Zeit gar nicht wahrgenommen, dass da ein Unterschied zwischen Männern und Frauen sein soll.“ Als sie vor knapp zehn Jahren in den Beruf einstieg, gab es noch wenige Kolleginnen, was sich nach und nach aber änderte.

Hohe Führungspositionen sind immer noch in Männerhand

Dass sich mehr Frauen in die vermeintlich männlichen Berufsfelder trauen, ist schön und gut. Doch schaut man in die Vorstandsetagen bedeutender deutscher Firmen, sucht man vergeblich Frauen in den Top-Führungsgremien. Laut statistischem Bundesamt sind derzeit nur 18% der Führungspositionen der größten börsenorientierten Unternehmen von Frauen belegt. Auch Sandra bestätigt: „Je höher die Hierarchie ist, desto größer ist der Männeranteil – das ist Fakt.“ Die betroffenen Unternehmen dürfen das als eindeutigen Arbeitsauftrag verstehen, denn erwiesenermaßen erzielen gemischte Teams bessere Ergebnisse als rein männliche.

Obwohl Männern häufig noch mehr Kompetenz unterstellt wird, befinden sich die überholten Rollenvorstellungen im Umbruch. Mut machen kann da auch Sandra: „Momentan stehen die Zeichen für Frauen so gut wie noch nie, was Beförderung angeht“.

Es kann auch andersherum sein

Vorurteile kann es jedoch auch Männern gegenüber geben, die sich in typisch weibliche Berufe trauen. Wer Kindergärtner, Tagesvater oder Sekretär ist, bekommt schnell einen Stempel als unmännlich aufgedrückt und wird von den Kolleginnen belächelt. Dabei ist es besonders in der Erziehung sehr wichtig, dass die Kleinen auch männliche Vorbilder kennenlernen. Gerade einmal 4,3% der Fachkräfte im Bereich der Kindererziehung sind männlich.

Anders als Frauen, stoßen Männer in solchen Berufsfeldern nicht nur auf Abwehr in der Belegschaft, häufig werden sie auch zur Zielscheibe von Gespött im privaten Umfeld. Um diesen Missstand zu bekämpfen, sieht Katja Dörner, familienpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, eine handfeste Lösung: „Wir brauchen eine grundsätzliche Aufwertung des Erzieherberufs, mit einem höheren Niveau der Ausbildung und besserer Bezahlung.“

Trotz einiger positiver Beispiele zeigt sich, dass es auch im Jahr 2014 noch viel zu tun gibt in Sachen Gleichstellung. Die deutsche Unternehmerin und Industriemanagerin Annette Winkler fand einmal sehr passende Worte: „Die Mitarbeiter lassen sich lieber von einer Frau überzeugen als von einem Mann anschreien.“

Von Julia Lehrter

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