Geiz ist geil: Schnäppchen-Deutschland im Rausch

Wenn erwachsene Menschen Prospekte mit fettgedruckten vermeintlichen Schnäppchen durchblättern, geht es ihnen kaum anders als kleinen Kindern, die auf bunt funkelnde Anzeigen anspringen. 20% Rabatt, 30% Discount oder sogar 65% Nachlass auf den Originalpreis. Überall locken Sonderangebote den Käufer. Wer kennt das Gefühl nicht, sofort losrennen zu wollen, bevor der Lieblingskaffe morgen wieder teuer ist? Dass man damit nicht immer wirklich Geld spart, kommt öfter vor, als man denkt.

Immer wieder fallen Kunden auf Schnäppchen-Fallen im Internet oder Versprechen von Preisnachlässen herein. Doch wann rechnen sich die besagten Schnäppchen tatsächlich und wo zahlt der Kunde im Endeffekt doch nur drauf? Gerade für Großfamilien, die mit vielen Kindern an allen Ecken und Enden sparen müssen, sind solche Angebote eine wahre Verlockung. Von Lebensmitteln und Kleidung über große Anschaffungen, wie Möbel oder Elektrogeräte.

Bei den Klamotten ganz vorne dabei: Primark. Die irische Modekette führt alles, was billig ist und trotzdem im Trend liegt. Das Konzept der Modekette setzt dabei vor allem auf junge Frauen, die ihre Einkäufe im Internet präsentieren. Um Kosten zu sparen, verzichtet Primark komplett auf  klassische Werbemaßnahmen. Dass das Unternehmen schlechte Arbeitsbedingungen biete, davon will es selber nichts hören. Die Möglichkeit solch günstige Ware anbieten zu können begründet das Unternehmen vor allem mit ihren geringen Werbekosten. Qualität und Nachhaltigkeit wird dabei klein geschrieben. Immer die neusten „It-Pieces“ zu haben und gut gestylt zu sein war noch nie so wichtig, wie heute.

Dass die Qualität oft darunter leidet, ist meist jedoch unwichtig. Vor allem von jungen Frauen werden lieber 10 T-Shirts von miserabler Qualität, als 1 qualitativ hochwertiges T-Shirt für denselben Preis gekauft. Ganz nach dem Prinzip „Immer günstiger und immer mehr einkaufen“. Dafür werden teils stundenlange Fahrten zu bekannten Discounter-Modehäusern  in Kauf genommen, nur um sich die Taschen mit möglichst viel Stoff für möglichst wenig Geld voll zu hauen.

Billig, will ich!

Von wegen befristet – viele Angebote, die in Prospekten als „nur für kurze Zeit“ angepriesen werden, werden wieder und wieder verlängert. Immer wieder dieselben Schnäppchen-Preise, die angeblich nur für einen begrenzten Zeitraum gültig sind. Eine typische Masche vieler Anbieter. Die Kunden werden aufgrund dieser gesetzten Zeitbegrenzungen unter Druck gesetzt, genau jetzt zugreifen zu müssen. Unseriös hin oder her. Es sind Tricks, die sich schon oft genug bewährt haben und durch die sich eine Vielzahl der potenziellen Kunden beeinflussen lässt.

Gemäß der „Billig-will-ich“ Mentalität vieler Kunden ist zum Beispiel der durchgestrichene Preis eines Produkts oft nur ein ausgedachter, viel zu hoher Preis. Dieser Trick gibt dem Kunden das Gefühl ein unglaubliches Angebot entdeckt zu haben und sofort zuschlagen zu müssen.  Genau solche vermeintlichen super Schnäppchen sind besonders im Internet oft zu finden. Diese online Konkurrenz verdirbt realen Läden oft das Geschäft. Diese geraten mehr und mehr unter Druck, dem immensen Preis-Druck standhalten zu können.

Schnäppchen-Paradies: Outlets

Ein weiterer immer wachsender Trend sind Outlet-Center: Eine Art Fabrikverkauf, der mit atemberaubenden Rabatten von bis zu 70% vom UVP lockt. So auch das Mc Arthur Glen Outlet Center kurz vor Berlin, das jährlich bis zu 3 Millionen Besucher begrüßt. Doch nicht nur viele Deutsche Schnäppchenjäger sind hier anzutreffen. Auch eine Vielzahl an internationalen Besuchern, wie Russen, Asiaten und Arabern sind hier allesamt auf der Jagd nach den günstigsten Angeboten. Für die Anbieter lohnt sich dieser Preisnachlass dennoch, da dort alles verkauft wird, was in der nächsten Zeit aus den Lagern raus muss. Die Gefahr für den Kunden dabei: Mehr zu kaufen, als eigentlich geplant war.

Überhäuft von den vielen Rabattaktionen, werden wir häufig von dem Gefühl überwältigt, mehr zu benötigen, als es eigentlich der Fall ist. Einfach, weil es gerade so günstig ist. Man fährt mit einem guten Gefühl und dem Glauben, etwas gespart zu haben nach Hause. Zu Hause angekommen bleibt die gekaufte Ware dann oft unbenutzt in der Ecke liegen. Der Effekt des Schnäppchens bleibt im Endeffekt also aus.

„Augen auf beim Schnäppchen-Kauf!“

Der Drang immer das günstigste Angebot zu finden und möglichst viel Geld zu sparen liegt in unserem Urtrieb. Bekleidung und Schuhe waren den Deutschen im letzten Jahr ganze 73 Milliarden Euro wert. Und die sich immer weiter verbreitenden Outlets setzen dem ganzen kein Ende. Je mehr man solchen Schnäppchen-Reizen ausgesetzt wird, desto eher kauft man doch etwas. Es geht dabei schon lange nicht mehr um die bloße Grundversorgung von Kleidung. Wer ehrlich zu sich selbst ist, der stellt auch fest: Dem eigenen Kleiderschrank fehlt eigentlich so gut wie nichts. Das was trotzdem noch besorgt wird ist lediglich eine weitere Ergänzung und absolut nichts Notwendiges – das Leben im absoluten Überfluss. Bei der Suche nach den ganzen Schnäppchen ist es im Endeffekt vor allem wichtig die Preise zu vergleichen, besonders solche im Internet. Lass Dich nicht von Fristen und Zeitrastern unter Druck setzen. Und zu guter Letzt: Nicht mehr in die Einkaufstüte packen, als Du wirklich brauchst!

Von Lisa Wallbraun

Bildnachweis:  Rabatt von Christian Spannagel (CC BY-SA 2.0)

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