Metaphern (Sinnübertragung) und Allegorien (bildhafte Umschreibung) von Management gibt es in vielen Formen. Man soll sich am Bambus orientieren, führen wie Alexander der Große, dem japanischen Modell folgen, sich die Wildgänse zum Vorbild nehmen und der Kunst der Kriegsführung huldigen.
Überall bieten diese Metaphern sinnvolle Pointierung einzelner Aspekte, sind alles in allem aber eher unterhaltsame Pausenlektüre, als anwendbares Vademecums für Manager.
Wenn man schon bildhafte Vergleiche bemüht, um Erfolgsprinzipien im Management zu erläutern, dann sollte man Erika Andersen Artikel bei forbes.com über starke Führungskräfte lesen. Sie sagt: Gute Führungskräfte sollten sich an einem 4jährigen Kind orientieren. Alles, was ein 4jähriger macht, ist das, was auch ein Manager machen sollte. D.h.: Management ist Rückbesinnung auf grundlegende (im Kindesalter erworbene) Qualifikationen, die man mit Erfahrung und Wissen kombiniert.
Es sind fünf zentrale Prinzipien, die die Kindheit begleiten und dafür sorgen, dass aus Kindern Erwachsene werden können (also eine erfolgreiche Sozialisation durchlaufen).
- Kinder sind unerschöpflich neugierig: Der größte Feind des Erfolgs ist der Satz: „Oh ja, das kenne ich, das haben wir schon probiert.“ Die Welt ist in Bewegung, ständig ändern sich Randbedingungen, deshalb ändern sich auch immer wieder die Ergebnisse unseres Tuns. Nur wer neugierig ist und Bestehendes unter neuen Bedingungen denkt oder Neues ausprobiert, kann Erfolge erzielen.
- Kinder wollen Dinge ohne Kompromisse: Der zweitgrößte Feind des Erfolgs ist die Bequemlichkeit, etwas ab einem gewissen Punkt zu akzeptieren. Damit ist quasi das alltägliche Pareto-Prinzip gemeint: Wir geben uns mit 80% von etwas zufrieden, weil wir dafür schließlich nicht viel Aufwand betreiben mussten. Kinder wollen nicht 80% von einem Spielzeug, sondern alles. Das führt zu konsequentem Handeln.
- Kinder sind unordentlich: Warum sollte Unordnung eine gute Eigenschaft eines Managers sein? Ganz einfach: Wer Ordnung zum alleinigen Paradigma macht, versucht von vornherein Unordnung zu vermeiden – und beraubt sich damit der Chance, Neues zu entdecken. Man muss sich frei machen von leitenden Mustern wie Ordnung und einfach drauf los stochern. Nur so entdeckt man die Welt.
- Kinder lieben ohne Einschränkung: Dies heißt nicht, ein Manager sollte alle seine Mitarbeiter lieben. Es geht hier eher darum, sich ohne Einschränkungen oder Abstufungen einer Sache völlig verschreiben zu können: Commitment. Wenn einem der Erfolg eines Projekts wichtig ist, wird man die Hindernisse auf dem Weg zum Ziel beiseite räumen.
- Kinder versuchen etwas solange, bis es klappt: Die größte Gemeinsamkeit erfolgreicher Unternehmen aus allen Branchen – von der Landwirtschaft über die Gewinnung von Bodenschätzen und die Industrieproduktion bis zur Anwaltskanzlei oder einem Handwerksbetrieb – ist es, an einer Sache dran zu bleiben und nicht vorschnell aufzugeben. Nicht die Besten oder Schnellsten gewinnen, sondern die Hartnäckigsten.
Gute Manager haben sich diese grundlegenden menschlichen Fähigkeiten aus der Zeit ihrer Sozialisation bewahren können und kombinieren diese Eigenschaften mit Wissen (um Methoden und Fakten) und Erfahrung (die sich u.a. in einem großen Netzwerk relevanter Kontakte darstellt).
Von Thomas Becker