10 Nächte – 10 Clubs: The 10/10 Experience

Endlich Semesterferien! Zwölf Wochen Freiheit und Entspannung. Für meine Freunde und mich stimmt das leider nicht so ganz, denn wir alle müssen drei Monate lang unser Pflichtpraktikum absolvieren. Uns blieben also nur die Wochenenden. Und was macht man am besten an einem Samstagabend, wenn man in Berlin ist? Natürlich die Clubs austesten. Da uns nur zwei Tage in der Woche blieben, die wir frei nutzen konnten, beschlossen wir, an zehn Samstagen zehn unterschiedliche Diskotheken zu besuchen. Die 10/10-Experience war geboren. Dass das äußerst anstrengend werden würde, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht.

Die erste Party – Ein angenehmes Erlebnis

Am ersten Samstag besuchten wir das „Spindler und Klatt“. Der Eintritt war bis 23:30 Uhr frei, also fuhren wir früh los. Als wir ankamen, war die Schlange allerdings so lang, dass wir das Eintrittsgeld doch zahlen mussten.

Das „Spindler und Klatt“ ist ans Flussufer der Spree gebaut. Es gibt einen großzügigen, überdachten Terrassenbereich mit Bar. Auch drinnen ist ein großes Angebot an Getränken erhältlich. Der Preis für einen Drink liegt bei durchschnittlich sieben Euro. Lohnenswert war der Abend auf jeden Fall, da wir viele nette Leute kennengelernt haben (unter anderem mehrere sehr gut gelaunte Australier). Die Musikmischung, die hauptsächlich aus Songs der letzten 15 Jahre bestand, war in Ordnung. Hierher würden wir auf jeden Fall wieder gehen!

Club Nummer 2 – Römische Kultur in Berlin?

Das zweite Wochenende entschieden wir uns dazu, ins „Adagio“ am Potsdamer Platz zu gehen. Als wir gegen 00:30 Uhr ankamen, stand vor dem Club eine recht überschaubare Schlange. Es dauerte nicht lange, bis wir drin waren. Zur eigentlichen Diskothek geht es erst mal eine Treppe runter. Unten angekommen kommt man am Herzstück der Räumlichkeiten an, nämlich an einem großen Brunnen – ja, da ist wirklich ein Brunnen in dem Club.

Alle Räume sind mit irgendwelchen Plastikstatuen geschmückt und sollen einem wohl das Gefühl geben, in Italien zu sein. Vor dem Brunnen standen einige sehr nette Mädels, die kostenlose Shots zur Aufheiterung verteilten. Die anderen Drinks waren gut und etwas teurer. Die Musik war ein Mix aus Charts und House. Lange blieben wir hier nicht, da das Publikum sehr anstrengend war und wir irgendwann einfach keine Lust mehr hatten. Der Club war ganz ok, aber die Plastikstatuen haben mich nicht wirklich beeindruckt, muss also nicht nochmal sein.

Aller guten Dinge sind drei – Hauptstadtclub

Den dritten Samstag verbrachten wir im „Puro“ am Kurfürstendamm. Da wir vorher ziemlich versackt waren, kamen wir hier erst gegen 01:30 Uhr an. Deshalb mussten auch nicht mehr anstehen. An diesem Samstag war der MTV Hauptstadtclub im „Puro“, was uns internationale DJs versprach. Nachdem man den ziemlich teuren Eintritt bezahlt hat, geht es in den Fahrstuhl, denn der Club befindet sich im Dachgeschoss. Oben über den Dächern Berlins war es extrem voll und warm! Und wenn es so warm ist, trinkt man natürlich erst recht ein, zwei Gläschen mehr. Die Preise für die Getränke lagen im oberen Bereich.

Das Tanzen fiel uns anfangs etwas schwer, da der Club unglaublich gut gefüllt war, das legte sich aber nach einiger Zeit. Was die DJs, betrifft wurde uns nicht zu viel versprochen! Die Musik war sehr house- und elektrolastig, was wir erstklassig fanden, denn dazu macht es Spaß zu tanzen! Für alle, die nicht so auf elektronische Sounds stehen, gab es, je fortgeschrittener die Zeit, auch Chartsongs. Wir verließen die Location erst, als die Sonne schon wieder über Berlin aufging und der DJ seinen letzten Track spielte. Es war also ein sehr gelungener Abend! Wir werden auf jeden Fall wieder kommen.

Ich bin die Niete Nummer 4

Am vierten Samstag unserer Semesterferien beschlossen wir, ins „Traffic“ am Alexanderplatz zu gehen. Dass wir überhaupt dort hin gingen, hatte eigentlich nur damit zu tun, dass uns hier über eine Gästeliste freier Eintritt versprochen wurde und wir bereits die letzten drei Wochenenden ordentlich Geld in die Wirtschaft gesteckt hatten.

Auf dem Weg in den Club kam uns ein Promoter entgegen, der Handzettel verteilte: „Mit dem Flyer zahlt ihr nur fünf Euro“. Diese Aussage hätte uns eigentlich schon verraten müssen, wo wir da gerade hineinspazierten. Der Eintritt war nämlich tatsächlich nicht frei, sondern kostete (auch ohne Flyer) 5 Euro. Da das aber für Berliner Verhältnisse immer noch wenig ist und wir uns eh keine Alternative überlegt hatten, bezahlten wir brav und stolzierten dann die Treppen hoch.

Der Club ist winzig, die Toiletten widerlich und die Leute dort verbringen ihre restliche Freizeit sehr wahrscheinlich bei McFit. Es gibt zwar eine echt schöne Terrasse, doch die konnte den Rest nicht ausgleichen. Wir sahen nur eine Möglichkeit, die unangenehmen Seiten der Diskothek auszublenden: Erstmal einen trinken. Wenigstens das ging gut! Die Drinks waren nicht teuer und nach einigen Schlücken waren auch die drei Jungesellinnenabschiede, die gleichzeitig mit uns zelebrierten, leichter zu ertragen. Netterweise fanden eine Freundin und ich einen Drinkspendierer. Dank ihm fand ich irgendwann sogar die Musik super toll – Tequila says you can dance. Als wir gegen 03:45Uhr nach Hause fuhren, war eins glasklar: Da gehen wir so schnell nicht mehr hin!

Ab ins All – Du kommst in die 5 nicht rein!

Den fünften Samstagabend verbrachten wir unglücklicherweise viel zu lange erstmal bei mir zuhause. Nachdem wir uns endlich doch noch dazu aufraffen konnten loszufahren, brauchten wir eine gefühlte Ewigkeit, um zum „Kosmos“ zu gelangen, obwohl der Weg eigentlich gar nicht so lang war. Wir hatten Spaß und unsere Stimmung war gut. Bei einigen war sie sogar so gut, dass wir allein auf dem Weg von der Bahnstation zur Location mehrmals Halt machen mussten, damit keiner vor Lachen umfiel. So gut, dass der spießige Türsteher uns nicht rein lassen wollte. Für den Club, auf den wir uns echt gefreut hatten, waren wir (oder viel mehr einige meine Freunde) an diesem Abend einfach zu große Stimmungskanonen. Also ging es zumindest für mich direkt wieder nach Hause.

Nacht 6 – Papi hat‘s bezahlt

Unseren sechsten, gemeinsamen Samstag verbrachten wir im „Felix“ am Brandenburger Tor. Dieses Mal waren wir wieder etwas früher dran. Sein Ruf eilte dem Club voraus, was uns sehr unsicher machte, ob wir überhaupt reingelassen würden. „So kommst Du da bestimmt nicht rein“, hatten wir uns vorher anhören müssen. Doch es kam anders, denn der Türsteher ließ uns alle, nach kurzem Warten, hinein. Der Eintritt kostete etwas mehr, aber er war akzeptabel. Die Räumlichkeiten ziehen sich über zwei Etagen, das Etablissement ist also ziemlich groß.

Als wir eintraten, war es ziemlich voll und warm, also lautete auch hier die Devise: Erstmal einen trinken! Die Drinks sind ziemlich teuer, was allerdings an das Publikum angepasst ist, denn im Club laufen scheinbar nur die Kinder extrem erfolgreicher Eltern rum. Als mich ein sehr netter, junger Mann auf einen Drink einladen wollte und ich ihn mal fragte, ob ihm das nicht zu teuer sei, entgegnete er: „Ist doch egal, Papi zahlt!“. Das beschreibt wohl alles.

Obwohl die Musik von allem ein bisschen bot und es sogar wirklich gute Tänzer auf der Bühne gab, steht für uns alle fest, dass wir diesen Club die nächsten Jahre meiden werden.

Durch sieben Tore musst Du geh’n, sieben dunkle Wege überstehen

Der siebte Samstag führte uns in eine der größten Großraumdiskotheken Europas. Schon als wir vor dem „Tresor“ standen, wurde uns das bewusst. Er erstreckt sich über mehrere Etagen. Als wir die Location betreten, ist es dort recht leer und das obwohl der Eintritt durchaus günstig war. Das „Tresor“ teilt sich in zwei große Dancefloors. Unten wirkt alles sehr mystisch und beengend. Es ist sehr dunkel dort.

Auf dem Weg zu der Garderobe oder zu den Toiletten kommt man an unzähligen, alten Wänden vorbei, die von alten Hallen übrig sind. Mein absolutes Highlight an diesem Abend war die überdimensional große Plasmalampe in der Mitte des oberen, größeren Floors! Alles in allem ist die Disko für alle, die gerne zu Elektro feiern gehen empfehlenswert! Die Musik war gut und die Kosten waren sehr gering!

Nummer 8 – Wo sind wir hier gelandet?

Nach unseren Erfahrungen in Clubnacht 6, hatten wir eigentlich gedacht, dass es nicht schnöseliger werden könnte, doch das war weit gefehlt. Den achten Sonnabend verbrachten wir im „First“. Gelockt von freiem Eintritt, fuhren wir gut gelaunt und angeheitert zum Kurfürstendamm. Nach einem kleinen Fußmarsch angekommen, wurden unsere Wünsche Wirklichkeit – wir zahlten keinen Cent für den Eintritt.

Wir betraten die Disko und mussten mehr oder weniger entsetzt feststellen, dass die Location aus genau einem kleinen Raum besteht. Darauf wollten wir natürlich erstmal einen trinken, doch nach einem Blick auf die Getränkepreise entschied ich mich dagegen. Ein sehr kleiner Drink für 13 Euro, das war mir einfach zu teuer. Dass wir als Studenten hier nicht unbedingt richtig waren, hätten wir auch daran merken können, dass auf der Bar kleine Schälchen mit Cashewkernen standen. Der DJ, der hinter der Bar stand, war genau wie alle anderen Besucher Ü30. Da wir uns kaum Drinks leisten konnten und nicht verdursten wollten, verließen wir den Club sehr zeitnahe wieder.

Wochenende Nummer Neun – Zu zweit durch die Nacht

Da wir mittlerweile seit acht Wochen jeden Samstag einen Club besucht hatten, mussten wir am neunten Samstag herbe Verluste verkraften. Da irgendwie alle von Praktikum und Party ermüdet waren, blieben wir am Ende zu zweit stehen. Wir zwei zogen unseren Plan als Duo hemmungslos weiter durch. Dieses Mal hatten wir uns das „Watergate“ an der Warschauer Straße ausgesucht. Das Watergate ist bekannt für seine guten Elektro-Parties.

Als wir ankamen, war die Schlange endlos lang. Wir entschieden uns, trotz der Erzählungen über die extrem strengen Türsteher, in der Reihe zu warten und es lohnte sich. Der Eintritt war teuer. Mit 15 Euro war ich eigentlich schon bedient, aber allein um ein Mal da gewesen zu sein, zahlte ich bereitwillig. Die Location ist sehr schön. Man kann raus gehen und direkt am Flussufer der Spree tanzen. Außerdem hat man einen grandiosen Blick auf das Musikproduzenten-Gebäude unmittelbar gegenüber. Die Preise für die Drinks waren wie der Eintritt nicht gerade klein – aber man gönnt sich ja sonst nichts.

Der DJ, der in dieser Nacht auflegte, hatte auf jeden Fall Ahnung von seinem Handwerk, denn die Musik war exzellent. Doch auch an diesem Abend verließen wir die Disko recht früh, da es uns dort einfach zu teuer war und sich das Publikum als sehr speziell herausstellte. Bevor wir nach Hause fuhren, gingen wir noch zum „Schlesi“ und aßen eine Pizza, um schon mal den Kater zu bekämpfen. Ins „Watergate“ werde ich höchstens noch mal am Anfang des Monats gehen, denn die Preise sind hoch.

Schließlich die 10 – Keine Ahnung, was passiert ist!?

Nachdem wir neun Wochen nacheinander feiern waren und unter der Woche viel arbeiteten, war die Nummer 10 das Highlight! Endlich würden wir unser Ziel erreichen und unseren genialen Plan bis zum bitteren Ende durchgezogen haben! Tatsächlich war Club Nummer 10 so atemberaubend, dass wir uns nicht mehr daran erinnern (in Realität kam es zu keinem zehnten Mal, da wir alle keine Motivation und kein Geld mehr hatten, noch einen weiteren Club zu besuchen).

Mein Fazit: Zunächst einmal muss gesagt werden, dass Vollzeitjob und jedes Wochenende bis in die frühen Morgenstunden auszugehen um einiges anstrengender ist, als erwartet. Die Wochenenden der Semesterferien haben wir aber auf jeden Fall gut genutzt. Die zehn Wochen waren sehr abwechslungsreich, wobei längst nicht jeder Abend gut war. Es ist cool, dass Berlin ein solch facettenreiches Nachtleben hat, dass wir noch Wochen hätten weiter erkunden können. Wir hatten viel Spaß und haben noch mehr erlebt. Falls wir in den nächsten Semesterferien auch wieder alle zusammen in Berlin sind, werden wir die Wochenenden ganz bestimmt wieder so gestalten. Mit dem Unterschied, dass wir natürlich beim nächsten Mal noch mindestens einen Club mehr abklappern müssen!

Von Denise Uspelkat

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