Gleichberechtigung beim Texten: Brauchen wir gender-neutrale Emojis?

Emojis sind wesentlicher Bestandteil eines gesunden Chats. Doch anscheinend fehlt etwas, wird zumindest behauptet. Fehlt da der Smiley mit dem Feuerwehrmann? Der Tierarzt? Nein. Es fehlen Smileys für Leute, die sich weder als Mann noch als Frau identifizieren.

Adobe’s Font-Designer Paul Hunt hat für dieses Jahr drei Arten an geschlechtsneutralen Emojis geplant. Emojis haben sich in den letzten Jahren stark diversifiziert und das ist auch gut so. Doch wenn jetzt die weniger als 1% der Menschheit, die gender-neutral sind, eine eigene Palette an Smileys anfordert, dann ist für mich etwas übertrieben.

Too much political correctness

Geschlechtsneutrale Emojis sind Folge einer übertriebenen political correctness. Wenn man jemanden mit Mann oder Frau anspricht, doch derjenige identifiziert sich nicht in einer solchen binären Logik, dann zeigt das weder Respektlosigkeit noch Ignoranz, sondern einfach den Eindruck, den man vom Gegenüber hat.

Es fehlt schlicht an der Zeit, im Restaurant oder an der Tankstelle, jedem nach seinem bevorzugten Anrede zu fragen. Jetzt hat es diese Diksussion mit den geschlechtsneutralen Smileys auch das Texting erwischt.

Mir persönlich ist noch nie aufgefallen, dass Smileys überhaupt ein Geschlecht darstellen. Ich interpretiere die Smileys schlicht aus dem Kontext des Gesagten heraus. Mann und Frau machen über 99% des Planeten aus, doch mittlerweile gibt es Anforderungen, dass überhaupt keiner mehr mit „er“ oder „sie“ angesprochen werden sollte, wenn man das bevorzugte Geschlecht des Gegenübers nicht weiß.

Ein Kommentar aus dem Internet schreibt: „Leute ohne ‚er‘ und ’sie‘ anzusprechen, ist nicht schwer, Menschen sind bloß zu faul und ichbezogen.“

Es gibt mittlerweile 41 vorgeschlagene Begriffe, um eine gender-neutrale Person in der dritten Person Singular zu beschreiben.  Facebook hat 71 verschiedene Begriffe für Geschlechter. Es ist mittlerweile scheinbar unmöglich, irgendeinen Charakterzug einem Mann oder einer Frau zuzuschreiben, ohne gleich ein unbelehrbarer Sexist zu sein.

Wenn Leute ein aufrichtiges Bedrängnis verspüren, durch die nicht erwünschte Ansprache von fremden Menschen oder die Verwendung geschlechterspezifischer Emojis, dann sehe ich das Problem innerhalb ihrer Unbehaglichkeit mit dem Thema, und nicht als Problem der gesamten Gesellschaft, die sich zügigst anzupassend hat.

Im Endeffekt wird die Welt nicht untergehen, weil eine Person auf eine bestimmte Toilette geht, doch wenn diese Geschlechtspolitik so rasant nach vorne gefahren wird, dann verliert es an Proportion und Ausgewogenheit. Doktoren die jetzt bei Geburt nichtmehr ein Geschlecht zuorden sollen? Eindeutig zu viel des Guten.

Von Rafael Märtin

Bildnachweis: AnonMoos [Public domain], via Wikimedia Commons

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