Das perfekte Gefängnis? Hightech-Knast made in USA

Amerikas modernstes Gefängnis: Das Souza-Baranowski Correctional Center in Lancaster, Massachusetts. In dem Hochsicherheitstrakt müssen sich die Häftlinge ganze 23 Stunden pro Tag in ihren winzigen Zellen aufhalten. Dabei geht es nicht um Rehabilitationsmaßnahmen. Aufgrund der vielen Straftaten, die das Land zu verzeichnen hat, werden überall neue Gefängnisse erbaut. Die Frage ist jedoch, nach welchen Kriterien? Gibt es das perfekte Gefängnis, in dem Gewalt verhindert werden kann?

In den USA stehen Morde mittlerweile an der Tagesordnung. Menschen werden brutal erstochen oder erschlagen. Der Doppelkontinent baut genau dafür neue Anstalten für eine neue Art von Häftlingen. Es entstehen Gefängnisse für Kriminelle, die ihre Gewalttaten oft bandenmäßig und gerissen organisiert haben.

Innovative Maßnahmen für die beste Überwachung

Als das Souza-Baranowski Correctional Center 1998 eröffnet wurde, war es mit der aller neusten Technik ausgestattet. In Pastelltönen gestaltete Flure sollen beruhigend wirken. Dazu kommt, dass die klinische Sauberkeit und die herrschende Ruhe das Gefängnis verdächtig harmlos wirken lassen. Sechs Sicherheitsschleusen trennen die Außenwelt vom inneren Teil der Anstalt. Dazu kommen drei Zäune, von denen der Mittlere bei Berührung als tödlich gilt. Im und um das Gebäude herum wird alles ganz steril gehalten. Pflanzen und Bäume finden hier keinen Platz. Höchste Sicherheit spielt hier eine besonders große Rolle, denn die insgesamt mehr als tausend Inhaftierten zählen zu den gefährlichsten Männern Kaliforniens.

Aus diesem Grund müssen auch die Vollzugsbeamten, mit höchster Vorsicht an ihre täglichen Aufgaben gehen. Die Beamten tragen zum eigenen Schutz kugel- und stichsichere Westen. Von ganz besonderer Bedeutung für die Sicherheit ist der geringe Kontakt zwischen Insassen und Wärtern. Eine Vielzahl an Kameras überwacht auch die kleinsten Ecken der Anstalt, Telefonate werden abgehört und Computer beobachten jegliche Bewegungen der Häftlinge. Das Öffnen der Zelltüren und auch die Beleuchtung können hingegen manuell über Touchscreens geregelt werden.

Safety First – Die Segregated Housing Unit im Supermax-Standard

Um die besonders hohe Gewalt im Souza-Baranowski Gefängnis unter Kontrolle zu halten, kann das Personal eine spezielle Art des Strafvollzugs nutzen: Die Segregated Housing Unit. Ein komplett anders strukturierter Gefängnisabschnitt in Form eines Hochsicherheitstrakts mit höchsten Sicherheitsvorkehrungen, weshalb man diese Einrichtungen auch Supermax (super-maximum security) nennt. Hier werden die 128 Häftlinge untergebracht, die für ihre Mithäftlinge oder auch für die Allgemeinheit, im Falle einer Flucht, eine besonders große Gefahr darstellen.

Sie werden nicht nur von der Gesellschaft, sondern auch voneinander getrennt und ausschließlich in Einzelzellen eingeteilt, um weitere Gewaltausschreitungen zu verhindern. Die Einrichtung der Zellen ist besonders gut durchdacht: An den Regalen gibt es „Anti-Selbstmord Haken“, die schon bei leichter Belastung nachgeben. Genauso selbstmordsicher ist auch der Aufsatz des Feuermelder-Sprinkler-Systems, an dem nichts aufhängbar ist. Alles ist bis ins kleinste Detail durchdacht. Am Tag kommen die Inhaftierten nur für eine Stunde aus ihren Zellen. Sogar ihre Telefongespräche führen sie von der Zelle aus, wofür ein Telefonsystem von außen an die Zellentür gefahren wird. Hierbei können nur gespeicherte Nummern gewählt werden, die das System zunächst bestätigen muss.

Im Supermax-Teil des Gefängnisses gibt es zudem absolut keine Ausstattungen, die dem Zweck der Erholung gelten, wie beispielsweise Bälle. Das einzige Highlight, welches den Insassen bleibt, ist das Joggen oder Trainieren im Innenhof. Hohe Mauern verhindern dabei die Sicht nach draußen. Auch heißer Kaffee am Morgen ist den Sträflingen verboten, um zu verhindern, dass Personal mit diesem übergossen wird. Massive Stahltüren sollen ebenfalls die Möglichkeit des Angriffs verringern.

In der Segregated Housing Unit wird täglich eine zufällig ausgewählte Zelle durchsucht. Da die Zellen so geplant wurden, dass es in der Regel keine Versteckmöglichkeiten gibt, finden die Beamten selten etwas. Der Kreativität der Insassen ist jedoch alles zuzutrauen, sodass immer wieder sichergestellt werden muss, dass diese über keinerlei Hilfsmittel verfügen, die zum Ausbruch führen könnten. Bei der Durchsuchung sind mobile Röntgengeräte besonders hilfreich, da sie beispielsweise Fremdkörper in Matratzen oder Ähnlichem aufspüren können. Regelmäßige Gespräche und die Aufnahme von Beschwerden sollen ein modernes Klima vermitteln. Auch wenn im Supermax oft Wochen ohne Gewalttaten vergehen, ist der Trakt auf jegliche Art von Alarm vorbereitet.

Mensch gegen Maschine

All diese Neuerungen verändern die ursprüngliche Art von Gefängnissen grundlegend. Neben den vielen Vorteilen, die ein Gefängnis mit Hightech-Ausstattung zu bieten hat ist fragwürdig, ob dies wirklich die beste Art von Sicherheit ist. Während man sich auf Computer-Techniken verlässt, besteht die große Gefahr, den Faktor Mensch zu vernachlässigen. Akute Stimmungen können von Systemen schlecht eingefangen werden und auch die Reaktion auf Notsituationen folgt meist versetzt. So ist die Zusammenarbeit von Technik und menschlichem Personal im Endeffekt wohl dennoch unabdingbar. Planer sind schon seit Längerem auf die Suche nach einer Möglichkeit, das perfekte Gleichgewicht zwischen neuester Sicherheitstechnik und altbewährtem menschlichem Kontakt zu schaffen.

Von Lisa Wallbraun

Bildnachweis: von Immanuel Giel (Eigenes Werk) [Public domain], via Wikimedia Commons

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