zielformulierung mit der SMART regel

Was macht Ziele SMART?

Eigentlich bräuchte ich über SMARTe Ziele keinen Beitrag zu schreiben, ist doch das Akronym SMART mittlerweile ähnlich gängig wie die 4 Ps im Marketing oder die AIDA-Hierarchie in der Werbung. Die SMART-Regel ist im Management quasi so etwas wie das erste Watzlawick-Axiom in der Kommunikation: Man kann sie eigentlich immer und in unterschiedlichen Kontexten anwenden.

Die SMART-Formel hat keinen echten Urheber und hatte sich wohl schon länger in der Praxis bewährt, bevor George T. Doran 1981 in der Management Review den Artikel „There’s a S.M.A.R.T. way to write management goals and objectives“ veröffentlichte. Auch die Interpretation, für was die einzelnen Buchstaben des Akronyms stehen, unterscheidet sich je nach Quelle.

Allen Ansätzen ist aber eines gemeinsam: Der Wille, Managern ein Hilfsmittel an die Hand zu geben, mit dem sie wenigstens teilweise sicherstellen können, dass ihre Mitarbeiter verstehen, was der Chef von ihnen will.

Warum ist es eigentlich so schwierig, Ziele so zu formulieren, dass sie klar und präzise sind? Meine Antwort darauf: Es ist nicht schwierig. Manager sind es nur nicht gewohnt, präzise zu arbeiten. Manager sind weder Ingenieure, noch Architekten, noch Juristen, noch Chirurgen. Manager sind Manager und die scheinen sich vor allem dadurch auszuzeichnen, dass sie Dinge am Laufen halten, nicht aber, dass sie Dinge nach vorne bringen.

Dies lässt sich meines Erachtens vielfach auf die Ausbildung zurückführen. Die Betriebswirtschaftslehre ist akademisiertes Kaufmannshandwerk, aber liefert wenig Instrumente und Verfahren für Manager. Die Volkswirtschaftslehre kapriziert sich auf die Makroperspektive, mit der man allerdings meist nur in Banken, der Politik und auf der Schule was anfangen kann. Unternehmen arbeiten selten mit „abstrakt verdichteten“ Kunden, sondern stehen im handfesten Wettbewerb.

Wie dem auch sei: Die SMART-Regel ist ein solches Hilfsmittel, mit dem man wenigsten zu Teilen sicherstellen kann, dass man hinsichtlich seiner Ziele verstanden wird. Ziele im Sinne von „ich erwarte mir von ihnen mehr Impulse für unser Tagesgeschäft“ sind eben sehr individuell zu interpretieren und verdienen es nicht, Ziel genannt zu werden. Ein Ziel ist präzise, insoweit definiert sein muss, wann genau das Ziel erreicht ist – so wie einem 100-Meter-Lauf. Man weiß, wann man die Distanz hinter sich gebracht hat.

Daher hilft die SMART-Regel einfach und praktisch, bloße Wünsche und Absichten in tatsächliche Ziele zu transformieren. Nach dieser langen Vorrede: Wie formuliert man Ziele SMART? Was ist die SMART-Regel? Wofür stehen die Buchstaben im Akronym SMART? Um dies zu beantworten, mache ich es mir leicht und zitiere einfach mich selbst (Thomas Becker 2014: Medienmanagement und öffentliche Kommunikation. Der Einsatz von Medien in Unternehmensführung und Marketing, Wiesbaden, Springer VS, S. 19):

„Das Akronym SMART steht für fünf Kriterien, denen die Formulierung von Zielen gerecht werden sollte:

  • specific: Damit ist die Vermeidung von Platitüden angesprochen („wir wollen die besten Lösungen für unsere Kunden“). Ein Ziel sollte unmissverständlich und damit spezifisch formuliert werden: Wer soll was mit welchen Mitteln warum und bis wann erreichen?
  • measurable: Wenn man etwas nicht messen kann, könne man es auch nicht managen, heißt ein vor allem in Controllingkreisen genutzter Spruch. Tatsachlich ist ein Ziel erst dann ein Ziel, wenn man sein Erreichen bestimmen kann und dies geht nur über Messbarkeit. Ein nicht messbares Ziel ist eine bloße Absicht, ein Wunsch oder ein Traum. Messbarkeit bringt Sicherheit, zu welchem Zeitpunkt ein Ziel als erreicht gilt.
  • attainable: Ziele müssen durch die Kräfte, die sie anstreben sollen, erreichbar erscheinen. Sie können ruhig fern liegen – wie dies die Grundidee von BHAGs ist –, aber sie dürfen nicht unerreichbar sein. Den 100 m-Lauf in einer Sekunde – das ist nicht attainable. Den 100 m-Lauf in acht Sekunden – das mag für eine kleine Elite irgendwann erreichbar sein. Den 100 m-Lauf unter zwölf Sekunden – dieses Ziel ist ambitioniert, aber für Sportler durchaus erreichbar.
  • relevant: Ziele sollten für die zielgebende Stelle wichtig sein. Wenn ein Lauftrainer seinem Schützling das Ziel gibt, Pasta perfekt bissfest zu kochen, hat das offensichtlich wenig mit seinen Erfolgen als Läufer zu tun und damit in diesem Kontext keine Relevanz. Erst der Faktor Relevanz macht Ziele wichtig.
  • time-bound: Ziele sollten immer einen Zeitbezug haben. Strategische Ziele können auf längere Perioden verweisen, aber je stärker die Ziele ins Tagesgeschäft herunter gebrochen werden, desto wichtiger ist ihre Abhängigkeit vom Zeitpunkt der Realisierung. Zeitabhängigkeit macht Ziele dringend.“

Wie man ein Ziel SMART formuliert, wissen übrigens meine Studenten wenigstens in Bezug auf einen Punkt ganz genau: Wenn ich sie frage, was sie von ihrem Studium erwarten, antworten viele in etwa so: „Ich möchte in drei Jahren meinen Abschluss zum Bachelor machen und dabei wenigstens eine 2 im Schnitt haben, damit ich später einen guten Job finde oder einen Master dranhängen kann“. Das ist spezifisch (Bachelorabschluss), das ist messbar (die Note 2 im Schnitt), das ist vom Studenten erreichbar (das legt jedenfalls der Aufnahmetest nahe), das ist relevant (da eine entscheidende Weichenstellung für das Berufsleben) und das ist terminiert (in drei Jahren). Mit anderen Worten: Studienziele sind SMART.

(tb)

Bildnachweis: Von Ronnie Overgoor [Lizenz] via Unsplash

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