Jeden Morgen in der U-Bahn sehe ich all diese hektischen Leute um mich herum, die irgendwie irgendwohin müssen. All diese Menschen haben eine Aufgabe, die sie für ungefähr 40 Stunden in der Woche erfüllen müssen. Sie haben alle einen Job. Wie ich diese 40 Stunden in der Woche verbringe, weiß ich ziemlich genau, aber was machen all diese Menschen um mich herum und wo müssen sie jeden Tag hin?
„Arbeiten ist mehr als nur Geld verdienen“
Mit dieser scheinbar alltäglichen Frage beschäftigt sich das neue Online-Magazin „Work in Process„, das kürzlich seinen Release feiern durfte. Auf der Plattform werden immer wieder neue Menschen mit unterschiedlichen Berufen vorgestellt und deren Arbeitsalltag detailliert beschrieben.
Dabei steht aber nicht nur der normale Arbeitsalltag, sondern vor allem auch die Person hinter dem Schreibtisch im Vordergrund. Gründerin Elsa lag diese Komponente ganz besonders am Herzen: „Mir ist es wichtig, die Person und ihre Arbeit zu betrachten. Ich bin immer wieder verblüfft, wie viele Kompetenzen und Fertigkeiten die einzelnen Personen mitbringen. Fast jeder macht parallel noch etwas anderes oder hat mehrere Baustellen. Den geraden Weg gibt es heute so ja kaum noch. Ich finde diese Vielfalt sehr schön, die aber auch eine Herausforderung sein kann. Arbeit kann und ist für mich mehr als nur Geld verdienen. Es ist die Gestaltung des eigenen Lebens und das ist bei jedem anders. Wir möchten diese ganz unterschiedlichen Wege von jedem einzelnen dokumentieren.“
Wie unterschiedlich ist unser Arbeitsalltag?
Für das Magazin haben sich die Gründerinnen Katrin Haase und Elsa Loy ein neues Leseformat des vergleichenden Lesens überlegt. Damit lassen sich bis zu drei Portraits auswählen, gleichzeitig lesen und miteinander vergleichen. Es kann beliebig aus 15 Kategorien, unter anderem Kreativ, Draußen, Technik, Soziales, Sport und Wirtschaft ausgewählt werden. Mal ganz davon abgesehen, dass man sich so vergewissern kann, wie wenig der Arbeitsalltag eines Architekten und einer Sozialarbeiterin gemeinsam haben, erweisen sich auch vermeintlich ähnliche Berufsfelder als komplett unterschiedlich. Wer hätte gedacht, dass eine Sängerin und ein Tonmeister nicht mehr gemein haben, als das morgendliche Aufstehen?
Zwar stehen die einzelnen Portraits im Mittelpunkt, doch das ist nicht das einzige Thema mit dem sich „Work in Process“ auseinandersetzt. Der integrierte Blog umfasst sämtliche arbeitsbezogene Themen und in der Kategorie Worktools findet man immer wieder Vorschläge für Tools, die einem den Arbeitsalltag erleichtern können.
Katrin weiß genau, was sie für das neue Magazin wünscht: „Es soll transparenter machen, wie Kollegen, Freunde, aber auch Unbekannte ihren Arbeit strukturieren, damit man selbst entweder Anreize und Inspiration für den eigenen Arbeitsalltag findet oder aber der Neueinstieg in einen Beruf leichter fällt, da ich nun einen realistischen Einblick erhaschen konnte.“ Und das bedeutet auch, dass mir all die fremden Menschen in U-Bahn vielleicht bald nicht mehr so fremd vorkommen werden.
Von Julia Lehrter
Fotografie: Rica Rosa