Interview-Technik: Sieben praktische Tipps

Sieben Regeln für professionelle Interviewführung

Journalismus könne man nicht lernen. Journalismus sei eine Berufung und ein guter Journalist werde man durch journalistische Arbeit. So klingt es seit Jahrzehnten in deutschen Redaktionsstuben und Verlagen. Das ist natürlich genauso quatsch, wie die Aussage, ein guter Chirurg wird man nur durch Operieren. Sicher: Ohne Praxis keine Perfektion. Aber man muss auch Handwerkszeug und Basiswissen haben.

Genau in diesen Kontext passt ein Artikel zum Thema „Wie Journalisten besserer Interviewer werden können“. Chip Scanlan gibt sieben gute Empfehlungen, die darstellen, was ein Interview von einem Gespräch unterscheidet.

  1. Gut informiert beginnen. Ein Interview ist eine zielorientierte Fragetechnik und kein Plausch. Man muss sich vorbereiten, Fragen sammeln und Hintergründe recherchieren, sonst macht man kein Interview, sondern Small Talk.
  2. Offene Fragen öffnen das Gespräch. Geschlossene Fragen eignen sich nur, um Fakten zu bestätigen. Ansonsten leitet man zu stark.Eine offene Frage liefert meist eine Geschichte mit offenem Ende, die man fortsetzen kann.
  3. Zuhören. Journalisten sind oft selbstverliebt und fühlen sich großartig in ihrer Rolle als Fragesteller. Doch noch wichtiger als gut zu fragen, ist gut zuzuhören und sich Zeit zu lassen.
  4. Mensch bleiben. Empathie heißt Einfühlungsvermögen und das ist wichtig, um in der Interviewsituation auch auf emotionaler zu signalisieren: Es geht nicht nur um die Story, sondern es geht um die Menschen.
  5. Situation erfassen. Nicht nur das Gesagte ist interessant, sondern auch Gesten und Mimik des Gesprächspartners und die Rahmenbedingungen des Interviews. Wie sieht die Wohnung oder das Büro aus, welche Kleidung hat der Interviewpartner an, wirkt er müde oder gehetzt. Gute Interviewer hören zu und schauen hin und sprechen selbst nur wenig.
  6. Regelwerk klären. Ein Interview beginnt man mit der Klärung der Spielregeln. Am Anfang solle klar sein, dass man ein Interview führt mit der Absicht der Veröffentlichung. Ein informelles Gespräch „unter 3“ ist kein Interview.
  7. Testen, testen, testen. Gute Interviewer zeichnen ihre Interviews auf und transkribieren sie, um daraus zu lernen. Welche Frage funktionieren, wie ist der Anteil Frage zu Antwort, lässt sich was verbessern. Das alleinige Vertrauen auf Eingebung hat nicht mit beruflicher Professionalität zu tun.

Von Thomas Becker

Bildnachweis: Von CoWomen [Lizenz] via unsplash.com

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