Schluss mit der Pille: Nach zehn Jahren drogenfrei

Der ein oder andere mag jetzt über die Schlagzeile lächeln, doch tatsächlich habe ich die Pille als Droge empfunden und das ist sie auch, wenn auch eine legale. Wie es zum Abbruch kam (nein, kein Babywunsch!) und weshalb ich es alles auch nicht viel eher gewagt hätte – ein Erfahrungsbericht.

Sommer 2006, meine erste große Liebe, ich war 15 und er 17. Nach ein paar Monaten Sommerromanze fühlte sich das Ganze tatsächlich nach meiner ersten richtigen Beziehung an und ich ließ mir kurz vor meinem 16 Geburtstag die Anti-Baby-Pille Microgynon 21 verschreiben. Eine gewichtsneutrale Pille, wie mir mein damaliger Frauenarzt versicherte, alles andere war für mich zu der Zeit auch eher nebensächlich, solange sie den Zweck erfüllt, den das kleine vanilleeis-gelbe Ding verspricht.

So lebte ich mit meiner Morning-Drug Microgynon locker 4 oder 5 Jahre vor mich hin – dabei muss ich zugeben, ich war auch zufrieden mit der Wirkung. Neben dem Hauptzweck sorgte das Teil dafür, dass meine Menstruationsbeschwerden weniger wurden und wenn ich mal gar keinen Bock auf „meine Tage“ hatte konnte ich die Pille auch einfach durchnehmen und das Theater verschieben. Klasse! Das dachte ich damals noch…!

Kurz vor meinem 20. Geburtstag allerdings hatte ich immer wieder vermehrt Kopfschmerzen – ich bin niemand der gleich beim geringsten Weh-Wehchen jammert, aber diese Kopfschmerzen waren schon echt fies, nervig und kamen gerade pünktlich zur Abi-Lernphase. Als dann auch noch beinahe täglich morgendliche Übelkeit hinzukam fragte ich doch mal beim Gynäkologen nach. Von Freundinnen hatte ich bereits gehört, dass so etwas tatsächlich an der Pille liegen könnte – mein Frauenarzt verschrieb mir daraufhin die Minisiston 20 fem.

Diese Pille nahm ich für genau zwei Jahre, bis Symptome wie Überempfindlichkeit der Haut hinzukamen und immer wieder Magenschmerzen. Das alles wollte ich zunächst nicht auf die Pille schieben, ich dachte, ich werde schon zum Hypochonder – doch als es partout nicht wegging wechselte ich noch einmal. Den Beipackzettel der Pille habe ich übrigens nie ganz gelesen und werde das auch nie. Ein kurzes Querlesen reichte mir, um quasi alle vorstellbaren Nebenwirkungen zu finden, doch das nur nebenbei.

Mit 22 Jahren war es also Zeit für eine neue Baby-Droge – mein Gyn empfiehl mir die Maxim. Wieder eine gewichtsneutrale Pille versicherte er und nur sehr selten hatte er von eingetretenen Nebenwirkungen gehört. Damit behielt er bis heute Recht! Tatsächlich kam ich mit der Maxim am besten zurecht, zwar hatte ich über einen nicht ganz so guten Ruf gehört, doch das kann ich wirklich nicht bestätigen.

Nichtsdestotrotz ist es Fakt, dass die Pille unserem Körper eine Schwangerschaft vorgaukelt, den Eisprung verhindert und wir somit nicht schwanger werden können. Genauer – in der Pille sind die Hormone Estrogen und Gestagen enthalten und sie führen dazu dass die Hirnanhangdrüse die Hormone LH und FSH nicht mehr so produziert wie es für Eispeung, Eireifung und damit Eintritt einer Schwangerschaft erforderlich wäre. Der Eisprung wird also verhindert. Übrigens, deshalb nennt man die Pille auch Ovulationshemmer. Zudem wird auch der Gebärmutterhalsschleim so verändert, zäh, dass es ihr nicht möglich ist Spermien aufzunehmen.

Das so ein Vortäuschen für den Körper eigenen Hormonhaushalt nicht wirklich förderlich sein kann liegt natürlich auf der Hand.

Mit 25 Jahren, kurz vor Silvester 2015 habe ich die Pille dann endgültig abgesetzt. Ehrlich gesagt kannte ich schon immer die Nebenwirkungen dieser Hormone, nur richtig bewusst, was das wirklich für meinen Körper bedeutet, wurde es mir erst mit den Jahren. Für mich waren 10 Jahre immer eine magische Zahl und mit 22 habe ich mir gesagt, mit 25 setzt du das Ding ab. Das habe ich getan und bin seit 1 Monat sozusagen drogenfrei.

Allerdings gebe ich an dieser Stelle zu, dass eine abgeschlossene Ausbildung, mein fast fertiges Studium und erst recht meine jetzt wirklich glückliche Beziehung diese Entscheidung stützen. Vorher stand mir das oft im Weg und ich habe gar nicht daran gedacht die Pille abzusetzen. Trotzdem bin ich der Meinung, diese Hormone müssen nicht sein, es gibt viele andere Möglichkeiten die auch nicht wirklich unsichererer sind. Natürlich verstehe ich, dass die Angst schwanger zu werden sehr groß ist – oh wie ich das verstehe! Hätte mir mit 15 damals jemand geraten die Pille nicht zu nehmen, hätte ich vermutlich einfach nur gelacht. Auch mit 18 und erst recht mit 22. Jedoch sollte einmal dazu angeregt werden sich früher Gedanken zu machen, was man seinem Körper mit diesen Hormonen antut.

Viele fragen sich auch, was passiert wenn die Pille auf einmal und vor allem nach so langer Zeit abgesetzt wird? Davor hatte ich ehrlich gesagt auch ziemlich Respekt. Seit einem Monat starte ich meinen Tag jetzt ohne Pille und mir geht es insgesamt sehr gut. Wirklich auch besser. Man liest viel über Veränderung der Haut, Akne und Co – bisher bin ich davon tatsächlich verschont worden. Doch jeder Körper reagiert anders und 1 Monat ist natürlich auch relativ kurz, da kann natürlich noch etwas kommen. Was ich allerdings sofort bemerkte, 2 Kilo waren direkt weg! Einfach durch gelöste Wassereinlagerungen welche die Pille sehr fördert.

Ansonsten liest man auch viel über Libido, Körpergefühl, Stimmungsschwankungen, schlimmere Menstruationsbeschwerden und und und. Wenn ihr noch persönliche Fragen an mich habt, schreibt mir sehr gerne auf ty.freyalessa@gmail.com.

Von Freya-Alessa Hausmann

Bildnachweis: Von Anka Grzywacz (Eigenes Werk) [CC BY 2.5 pl (http://creativecommons.org/licenses/by/2.5/pl/deed.en)], via Wikimedia Commons

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