Money for nothing? Journalism in the digital age

Money for nothing? Journalism in the digital age

Unter dem Titel „Money for nothing and content for free“ veröffentlichte die Landesanstalt für Medien NRW einen Forschungsbericht zur Zahlungsbereitschaft für digitaljournalistische Inhalte.

Die Autoren, Christian Wellbrock (Universität Köln) und Christopher Buschow (Universität Weimar) haben eine repräsentative, quantitative Online-Befragung und qualitative Gruppeninterviews mit der Zielgruppe durchgeführt.

Will man die Ergebnisse extrem verdichtet zusammenfassen, kann man sagen: Irgendwie findet man in Deutschland digitalen Journalismus ganz ok, aber nicht so wichtig, als dass man die bislang aufgerufenen Preise dafür bezahlen möchte. Hinsichtlich der Preismodalitäten können sich die Befragten am ehesten mit einer Flatrate anfreunden, wie man das von Netflix und Spotify gewöhnt ist. Der Preispunkt sollte dabei definitiv nicht höher liegen (10 Euro im Monat) und für einen Haushalt gelten.

Das ist nicht überraschend, aber gut mit empirischen Daten hinterlegt. Doch was fängt man mit den Ergebnissen an?

What business are we really in?

Die zentrale Frage für alle, die mit journalistischen Angeboten Geld verdienen wollen, setzt eigentlich ganz woanders an: Welchen Wert schaffe ich für meine Kunden? Am Ende des Tages ist das Kernprodukt journalistischer Aktivität die Nachricht, also ein (zunächst einmal beliebiges) Ereignis, über das gesprochen wird. Das sind zuallererst einmal Ereignisse, die in unserem direkten persönlichen Umfeld stattfinden – was einer der Gründe ist, warum social media network services so gut funktionieren.

Ein Ereignis kann durch journalistische Bearbeitung (Recherche, Produktion, Veröffentlichung) zu einer Nachricht aufgewertet werden, die im Erfolgsfall Teil der öffentlichen Meinung wird und im Misserfolgsfall schlicht nicht bemerkt wird.

Folgt man dieser Einschätzung, dann ergibt sich daraus, dass Nachrichten etwas völlig anderes sind, als Filme, Bücher und Musik. Nachrichten basieren auf Ereignissen, also Fakten, die im Wortsinne ja „etwas Geschehenes“ sind. Diese Fakten werden berichtet und dabei in einen Verständnisrahmen eingeordnet.

Nachrichten sind nicht einzigartig

Während ein Artefakt im Normalfall einzigartig ist – eine kreative Leistung -, ist die Essenz journalistische Produkte eben das gerade nicht. Die Fakten werden von Heerscharen von PR-Profis, Spin Doctors, Lobbyisten, Beteiligten gerne und umfangreich frei verteilt. Journalisten arbeiten mit einem quasi öffentlichen Grundprodukt, dessen Wert mit der Anzahl verfügbarer Nachrichten drastisch sinkt.

Was also ist der Wert einer Nachricht? Sie kann im Einzelfall extrem hoch sein, wie etwa bei Wirtschaftsnachrichten (weshalb Bloomberg so gut funktioniert) oder Nachrichten im militärischen Umfeld (weshalb die CIA so gut finanziert ist). Im Regelfall aber ist der Wert einer einzelnen Nachricht gleich null.

Schon eher einen Wert erzeugt die Sammlung von Nachrichten, die dem Kunden das Gefühl geben, informiert zu sein. Doch auch das ist jedenfalls in Deutschland bereits gelöst. Wir bezahlen einen „Plattformprovider“ mit einer Flatrate dafür, dass er uns die wichtigsten Fakten berichtet. Dieses „Nachrichten-Netflix“, dieses Spotify für Journalisten heißt öffentlich-rechtlicher Rundfunk – und kostet sogar mehr, als ein Netflix-Abo.

Von Thomas Becker

Bildnachweis: Von Anjo Clacino [Lizenz] via unsplash.com

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