Make the world a better place: Alles für den guten Zweck

Vor neun Jahren wurde in Berlin das Startup betterplace.org gegründet. Die Plattform bietet die Möglichkeit, Geld oder auch Zeit für soziale Projekte zu spenden, auch für solche, die sonst vielleicht gar keine Aufmerksamkeit bekämen. Wie sieht es in so einem Unternehmen, das nur für die Wohltätigkeit arbeitet, aus? Werden die Räume ausschließlich mit Energiesparlampen beleuchtet und gibt es in der Küche nur fairtrade Kaffee? Und was denkt Gründerin Joana Breidenbach über Karma und das Gute im Menschen?

Die Atmosphäre bei betterplace.org ist sehr entspannt. Die Büros liegen in einer alten Kreuzberger Fabrikhalle. Die mittlerweile vierzig festen Mitarbeiter tragen mehrheitlich coole Sneakers. Meetings werden an einer Tischtennisplatte abgehalten und den typischen Kicker gibt es natürlich auch. Man duzt sich und geht miteinander um wie mit Freunden.

Betterplace ist ganz klar darauf ausgerichtet, einen positiven Einfluss auf soziale Verhältnisse und die Umwelt zu nehmen. „Natürlich wird niemand schräg angeguckt, wenn kein Bio-Zertifikat auf seinem Joghurtbecher prangt. Aber unser Kaffee ist Fairtrade, die Milch bio und der wöchentliche Obstkorb regional. Wasser gibt’s aus dem Spender und wir nutzen Energiesparlampen. Außerdem gibt es eine Fair-Trade Bio-Schokobox, deren Beliebtheit sich auf den Hüften niederschlägt. Also ja, wir leben natürlich auch bei uns im Büroalltag soziale Verantwortung“, sagt Betterplace-Gründerin Joana Breidenbach

Man kann nicht nur Geld, sondern auch Zeit spenden

Fragt man sie außerdem, wie sie auf die Idee kam, neben Geldspenden auch Zeitspenden anzubieten, ist die Antwort sehr einleuchtend: „Die meisten Organisationen sind auf die Unterstützung ehrenamtlicher Helfer angewiesen. Dabei geht es nicht immer nur Lesepaten oder Kassenwärter. Das Spektrum ist riesig. Man kann für den guten Zweck Flyer designen, eine App entwickeln, einen Verein juristisch unterstützen oder helfen ein Eichhörnchengehege zu bauen. Die Vielfalt ist wirklich beeindruckend.“

Grundsätzlich kann bei betterplace.org jeder Spenden sammeln. Um sicher zu gehen, dass dieses Angebot nicht für einen Urlaub oder Ähnliches missbraucht wird, prüft ein dreiköpfiges Team jedes Projekt, bevor es auf der Plattform erscheint. Zudem werden immer wieder stichprobenartig Belege gefordert, um sicherzugehen, dass das Geld auch wirklich ankommt. Spender können bei Fragen auch direkt mit dem Verantwortlichen in Kontakt treten.

Betterplace.org hat viele prominente Unterstützer. „Oft gibt es einen bestehenden Kontakt, aus dem dann richtig tolle Projekte werden. Letztes Jahr hatten wir beispielsweise Spendenaktionen mit dem Rapper Marteria oder dem Fußballstar Lukas Podolski“, erzählt Joana Breidenbach.

Bereits mehr als 20 Mio. Euro Spenden

Angesichts der Tatsache, dass Joana Breidenbach dabei geholfen hat, mehr als zwanzig Millionen Euro zu sammeln, fühlt sich ziemlich glücklich. „Glücklich darüber, mir anzugucken, wie viele Brunnen oder Latrinen mit diesem Geld gebaut werden konnten, wie viele Flüchtlinge mit Decken oder Lebensmittel versorgt werden, wie viele Tiere von der Straße geholt oder wie vielen Kindern in Deutschland ein warmes Mittagessen zubereitet wird. Hierzu beigetragen zu haben, ist natürlich ein gutes Gefühl.“

Ihre bisher schönste Erfahrung machte Joana Breidenbach in Bombolulu, einem Slumvorort von Mombasa. „Dort gibt es das Cecil Kids House, eines der ersten Projekte auf betterplace. Als ich mit meiner Familie in Lamu Ferien machte, besuchten wir auch die Gründerin, Ann Wambua, und schauten uns ihre Nachmittagsbetreuung für Waisenkinder an. Da kamen alle Kinder und Betreuer zusammen und begrüßten uns vor dem Haus – auf dessen Wand ganz groß und bunt ‚Thank you betterplace.org‘ gemalt war. Wir hatten auf der Plattform ein paar Hundert Euro für das Projekt gesammelt, aber mit dem Geld war im Cecil Kids Center Großartiges geleistet worden. Es war sehr befriedigend zu sehen, wie man mit vergleichsweise wenig Geld wirklich Lebensqualität verbessern kann.“

Bei so viel Wohltätigkeit, liegt die Frage nahe, ob die Gründerin von betterplace.org an Karma glaubt. Joanas Meinung nach setzen wir durch unsere Handlungen (und Gedanken) Energien frei, die sich konkret auf uns selbst und unsere Umwelt auswirken. Wenn wir uns prosozial einsetzten, so sagt sie, dann hätte das auch einen größeren Effekt auf unser persönliches Leben und das unseres Kollektivs.

Die Arbeit bei betterplace.org fühle sich für Joana Breidenbach gar nicht wie Arbeit an, sondern sei vielmehr Ausdruck ihrer eigenen Persönlichkeit und mache sie darum auf jeden Fall zu einem glücklicheren und besseren Menschen. Joana glaubt daran, dass in jedem Menschen etwas Gutes steckt: „Ich bin fest davon überzeugt, dass die meisten Menschen das Gute wollen, auch wenn sie oft Probleme haben, es wirklich in die Welt zu bringen. In meinem Leben bin ich nur wenigen echten Arschlöchern begegnet. Was ich mir aber wünschen würde, ist dass mehr Menschen für sich und ihre Ideale und Potenziale einstehen. Viel zu viele von uns sind nur darauf bedacht, aus der Masse ja nicht herauszustechen und bloß keine Fehler zu machen. Das hilft der Welt nicht.“

Durch die langjährige Arbeit bei betterplace.org hat sich natürlich auch Joanas Privatleben verändert. Das Unternehmen habe ihr die Möglichkeit gegeben, viel mehr von der Welt zu gestalten, als sie das mit ihrer früheren Tätigkeit als Forscherin tun konnte. Diese Erfahrung habe sie eine viel größere Eigendynamik entwickeln lassen. Mittlerweile habe sie großes Zutrauen darin, dass wir als Individuen wirklich etwas verändern könnten. Außerdem sei sie über ihre Arbeit mit vielen faszinierenden Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammengekommen, wodurch viele, wundervolle Freundschaften entstanden seien.

Joana Breidenbach hat mittlerweile selbst für Hunderte der betterplace Projekte gespendet. „Von der Choki Arts School in Bhutan, die mich überhaupt dazu inspiriert hat, betterplace mitzugründen, bis zum Berliner Straßenchor. Ich habe auch viele Projekte in der ganzen Welt schon besucht, in Mali ebenso wie in Kenia oder Nepal.“

Auf die Frage, warum jeder von uns bei betterplace.org spenden sollte, hat Joana natürlich eine sehr gute Antwort: „Natürlich weil es gut tut. Ich habe zum Beispiel neulich für ein kleines Projekt in Tansania gespendet. Es waren nur 25 Euro, aber ich habe einen Tag später eine so unglaublich tolle Dankesnachricht des Projektverantwotlichen erhalten und informiere mich jetzt regelmäßig über die Fortschritte vor Ort. Das tut einfach richtig gut. Und beim Zeitspenden: unbedingt ausprobieren, Leute kennenlernen, oft weiß man ja gar nicht, was für tolle Projekte es in seiner Nähe gibt. Aus einmal wird schnell eine langfristige Tätigkeit, einfach weil es Spaß macht.“

Von Denise Uspelkat

Foto von David von Becker

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