Kein Moos, viel Gras

Berlin: Das sind 2.500 öffentliche Grünanlagen und Erholungsgebiete auf einer Fläche, die etwa so groß ist wie 6.400 Fußballfelder. Die Hauptstadt gilt allerdings nicht allein deswegen als grüne Metropole. Auch mit berauschenden Gräsern kennt man sich an der Spree bestens aus. Doch damit ist Berlin nicht alleine, wie Terminal-Y bei einem interkulturellen Städtecheck feststellte.

Grün ist die Farbe der Natur, Grün symbolisiert das Leben und die Frische und Grün ist ein Symbol für Balance und Harmonie. In Bezug auf die Lebensqualität in Großstädten trifft das auch zu. Natur und Wolkenkratzer vereint, diese Kombination ist reizvoll. Ein Profiteur der grünen Hauptstadt ist daher zweifellos die Immobilienbranche, wie renommierte Immobilienmakler berichten. Als Erklärung tönt: „Berlin punktet, weil die Stadt so viele Grünflächen hat. Berlin ist die Stadt der Singles und Hunde, da bieten sich Parks an. Zudem ist die Hauptstadt so schnell im Wandel. Für junge Leute war es lang verpönt im Westen zu leben, jetzt ist es wieder hipp. Außerdem entdecken die Hollywood Promis Berlin als Kapitalanlage und es heißt sogar – Berlin ist das neue New York!“.

„Berlin ist das neue New York!“

Die Zahlen bestätigen das. Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg meldete für 2013 einen Zuzug von 47.800 Wahl-Berlinern. 2012 waren es bereits beachtliche 42.500. Das sind in zwei Jahren rund 90.000 „Neuberliner“, quasi so, als wäre ganz Flensburg in die Hauptstadt gezogen. Apropos Flensburg, Punkte fährt man sich in Berlin nicht so schnell ein. Mit dem Auto geht es im Stadtverkehr eher mäßig voran und in den Parks – ja in den Parks und Gärten genießt man ohnehin den slow Way of life. Grün wohin man sieht: Blätter, Blumen, Gras. Darunter diverse Grassorten, unter anderem Cannabis, dessen Konsum in Berlin ebenfalls zunehmend wächst.

Cannabis, Marihuana, Hanf oder Gras – für Laien ist das schnell ein und dasselbe. Während Hanf (lat. Cannabis) die gesamte Pflanze bezeichnet, sind Marihuana oder umgangssprachlich auch „Gras“ die getrockneten, zerkleinerten Pflanzenteile der weiblichen Cannabispflanze, die geraucht werden. Der Konsum ist in Deutschland bisher nicht gestattet – egal wie man es auch nennen mag. Über eine Legalisierung der „Droge“ wird viel diskutiert – doch ob es wirklich eines Tages grünes Licht für „Gras“ geben wird ist fraglich.

Weiter in Sachen Legalisierung weicher Drogen ist EU-Metropole Brüssel. Die Belgier dürfen bereits seit 2001 pro Person 5 Gramm konsumieren. Darüber hinaus ist somit auch der Anbau einer einzigen Pflanze für den persönlichen Gebrauch nicht strafbar. Der Grundgedanke ist klar: Der illegale Drogenmarkt soll damit geschwächt werden. Ein Besuch in den Parks bestätigt, dass die Idee aufgeht – ob im Parc de Bruxelles , dem Albertine oder auch dem Botanique – auf den ersten Blick fallen einem keine Dealer auf. Verblüffend ist hingegen, dass man auch kaum jemanden Marihuana konsumieren sieht. Dabei ist es in vielen der insgesamt 8.000 Hektar (ca. die Hälfte der Stadt) an Parks und Grünflächen von Brüssel gestattet, Gras zu rauchen.

In Berlin hingegen ist es nahezu unmöglich den Görlitzer Park zu durchqueren (egal zu welcher Tageszeit!) ohne mindestens einmal die Frage „Wanna Weed??!“ zu hören oder auch am Cottbusser Tor auszusteigen, ohne freundlichst nach dem aktuellen „Grasbedarf“ gefragt zu werden. Der penetrant, süß-rauchige Geruch von „Gras“ gehört sozusagen zum Parfum Berlins. In Brüssel hingegen nimmt man diesen nicht an jeder Straßenecke wahr, muss sogar ganz genau „hinriechen“ um ihn überhaupt aufzuspüren. In Belgien scheint somit die Konsumenge absolut im grünen Bereich zu sein.

„Legalize it!“

Ob das in Deutschland auch so wäre? Auf jeden Fall gibt es viele Befürworter. Zuletzt forderten im Dezember hundert Strafrechtler „Legalize it!“, darunter auch zahlreiche Richter. Grüne und Linke sprechen sich ebenfalls schon seit längerem für eine Legalisierung weicher Drogen aus und auch von Seiten der SPD klingt es zunehmend positiver. Burkhard Blienert, Berichterstatter der SPD-Fraktion im Bundestag für Sucht und Drogen, bestätigt, dass die Partei durchaus ein offenes Ohr hat: „Wir müssen die Initiative der mehr als hundert Strafrechtsprofessoren, die eine Legalisierung von Cannabis fordern, sorgfältig prüfen. Alle Argumente sollten gehört werden. Cannabis sollte nicht isoliert, sondern als Teil des gesamten Spektrums von Suchtmitteln betrachtet werden. Und das relativiert dann wieder einiges. Es gibt positive Beispiele für die Legalisierung von Cannabis, beispielsweise in den USA, und die sollten wir uns genau anschauen.“

Den Konservativen kommt eine Legalisierung vorerst gar nicht in die Tüte.  Die CDU beteuerte bisher, dass auch Marihunana der Geunsdheit schade. Es könne nicht dem Gemeinwohl dienen, einen Raum zu schaffen, der Suchtpotentiale und irreversible körperliche Beeinträchtigungen durch legalen Konsum von Cannabis fördere. In der Koalition raucht es demnach bei dem Thema gewaltig. Doch bekanntlich, bringt Zeit Rat. Während die Politiker also weiterdiskutieren, vielleicht auch Gras über die ein oder anderen Einwände wachsen lassen, legt man sich in Berlin und Brüssel lieber in die Sonne – ob mit oder ohne Joint, auf jeden Fall im grünen Gras.

Von Freya-Alessa Hausmann

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