Marcel Schütz, Soziologe an der Universität Oldenburg, hat einen lesenswerten Blogbeitrag im Freitag veröffentlicht. Grundtenor, ganz verkürzt: Man erfindet eine griffige Bezeichnung, posaunt diese in die Welt hinaus und bezieht sich bei einer Begründung darauf, dass die Soziologie dieses Gebilde durch fundierte Forschung hervorgebracht habe.
Die Generation Y also nichts weiter als ein Hirngespinst, von vermarktungsfreudigen Beratern und Welterklärern in die Öffentlichkeit gebracht, die ihre persönliche Weltanschauung mit Wissenschaft verwechseln?
Es scheint so. Wobei es unbestritten ist, dass es Leute gibt, die so geboren wurden, dass sie um die Jahrtausendwende erwachsen wurden. Bloß inwieweit diese Leute eine innere Homogenität bei gleichzeitiger externer Heterogenität aufzeigen, ist fraglich. Soll heißen: Sind die Twens von heute eigentlich sehr ähnlich in ihrer Altersgruppe und unterscheiden sie sich markant von Ü-30 und Teens (um mal bewusst wissenschaftlich unbelastete Begriffe zu verwenden)?
„Es wird so getan, als gäbe es quasi naturgesetzlich vorprogrammierte und unüberwindbare Generationsgegensätze. Kurioserweise nimmt die Darstellung der Generation Y zuweilen psychotherapeutische Züge an. (…) die Generation Y ist nach landläufiger Darstellung eine regelrecht degenerierte Gruppe desillusionierter und autistischer Mutanten, die nur noch in Form eines betreuten Lebens überhaupt mit sich und in der Gesellschaft klar kommen kann.“
Sicher, „Labels“ wie Generation Y, helfen, tagesaktuelle Phänomene zu deklarieren. Aber sie sind längst nicht so erklärungsmächtig, als dass man darauf wichtige Entscheidungen z.B. über die Einführung neuer Produkte oder die Einstellung von Personal begründen sollte.
Bildnachweis: By Alex Proimos from Sydney, Australia (Chill Uploaded by russavia) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons