Mauerpark, Wedding Dress und Bread&Butter: Berlin bietet vielerlei Alternativen zur teuren Haute-Couture-Mode.
Es ist Sonntag, der Duft von Kaffee liegt in der Luft, es wird lauthals Karaoke gesungen, man hört Sprachen aus aller Welt. Eine Stimmung, die an Hippie-Festival oder Orientbasar erinnert. Und man hat den Eindruck ganz Berlin tummelt sich auf dem Flohmarkt am Mauerpark. Das grüne Fleckchen in der Bernauer Straße zwischen Prenzlauer Berg und Wedding hat sich in den vergangenen Jahren neben dem Flohmarkt an der Straße des 17. Juni zu einem der liebsten Flohmärkte Berlins gemausert. Sobald es wärmer wird und die „Flohmarkt-Saison“ beginnt, ist der Flohmarkt am Mauerpark eine bekannte Anlaufstelle für Schnäppchenjäger und vor allem Modebegeisterte. Denn hier findet sich ein vielseitiges Angebot von Fahrrädern, über Schallplatten, bis hin zu Fashion. Handgemachte Unikate oder auch Vintage-Stücke. Dinge für den kleinen Geldbeutel oder teure Einzelstücke. Jungen Independent Designern bietet der Mauerpark eine großartige Gelegenheit ihre selbstentworfenen Stücke an den Berliner zu bringen. Das bestätigt auch Sabrina, Gründerin von MIBEANY: „Ich bin diesen Sommer zum ersten Mal mit einem eigenen Stand dabei und bin überrascht, wie positiv und interessiert die Leute von Anfang an auf meine Mode reagieren!“
Atmosphäre lockert den Geldbeutel
Shopping an der frischen Luft. Für viele sehr verlockend. Um die richtige Atmosphäre zu schaffen gibt es im Mauerpark eine große Auswahl an Essen und Getränken, um den vom Shopping geschwächten Körper wieder zu neuen Kräften zu verhelfen. Sollte dies nicht ausreichen, kann der neugierige Berliner bei einer entspannenden Karaoke-Session im Amphitheater weiterhin Kräfte sammeln, um daraufhin wieder seinem Shoppingvergnügen nachzugehen. Die Besucher des Flohmarkts sind sich sicher: „Die entspannte und alternative Atmosphäre machen den Markt am Mauerpark zu dem, was er ist.“
Ganzjährige „Fashion Week“ des Streetstyles
Der Park gilt als besonders hip und spiegelt das wider, was Berlin modetechnisch zu bieten hat. Hier trifft man alles: von lässig bis schick, von schrill bis unauffällig, von Hipster bis Mainstream – Berlin halt. An Inspiration mangelt es also nicht. So kehren vor allem viele Szene-Blogger an schönen Sonntagen ein, um neue Ideen zu sammeln, sich auszutauschen und auf sich aufmerksam zu machen. Das alles kommt einem doch irgendwie bekannt vor. Dreht sich in Berlin doch zweimal im Jahr alles um die Fashion Week. Ist der Mauerpark also eine ganzjährige „Fashion Week“ der alternativen Streetstyle-Szene?
Independent-Gestalter statt Haute-Couture-Designer
Während große Modeschöpfer auf der Berlin Fashion Week ihre Mode an dürren Models über den Laufsteg jagen, bietet der Mauerpark kleinen Independent-Designern die perfekte Plattform, auf ihre Kreationen aufmerksam zu machen und diese auf direktem Wege an den modeinteressierten Berliner zu bringen. Obwohl es eine spezielle Meile für Vintage-Designerware gibt, interessieren sich die meisten Besucher für handgemachte Dinge, die dem alternativen Berlin Ausdruck verleihen. Bereits wenige Stunden nach Eröffnung sind die besten Teile vergriffen, was den Reiz besondere Schätze zu entdecken noch einmal in die Höhe schießen lässt.
Besondere Förderung junger Designer
Ein besonderes Pendant zur alljährlichen Fashion Week bildet die Berliner „Untergrund-Szene“ mit ständig wechselnden Projekten. Eines dieser Projekte ist die Modemeile „Wedding-Dress“ zwischen den U-Bahnhöfen Bernauerstraße und Voltastraße, welche 2005 vom Berliner Wohnungsunternehmen Degewo ins Leben gerufen wurde. Junge Talente haben hier jedes Jahr die Chance ihre Mode bekannt zu machen und beim Wettbewerb „Create your Wedding space“ den Hauptpreis zu ergattern: einen mietfreien Laden. Berlin bietet Jungdesignern vielerlei Möglichkeiten sich zu verwirklichen. So gibt es während der Fashion Week das Fashion und Lifestyle Event (capsule), welches sowohl High-End Marken, als auch revolutionäre Independent Designer präsentiert. Schon 2012 wurden durch den Wettbewerb „Start your own fashion business“ Labels wie blame, blank und Sissi Götze ins Leben gerufen. Auf der ganzen Welt gilt Berlin als Hochburg für Streetwear. Vor allem durch die Bread&Butter, die weltweit größte Modemesse für Street- und Urbanwear, welche jedes Jahr zur Fashion Week im ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof stattfindet, gewinnt der Streetstyle in unserer Hauptstadt immer mehr an Bedeutung – zu Recht.
Von Lisa Wallbraun