Mit Fake News werden gezielt Falschmeldungen platziert, Meinungsmache betrieben und Wahlkämpfe beeinflusst. Jetzt will die Politik dagegen vorgehen.
Menschen in Colorado kaufen von ihren Lebensmittelgutscheinen Marihuana. Hillary Clintons Mitarbeiter betreiben einen Kinderpornoring. Donald Trump hat bereits vor der Wahl angefangen, die Mauer zu Mexiko zu bauen. Fake News wie diese begegnen uns immer öfter im Internet – vor allem auf Facebook. Das Problem: Vieles, was Menschen im Internet lesen, nehmen sie für bare Münze. Sie verifizieren ihre Informationen nicht, sondern teilen sie in sozialen Netzwerken mit ihren Freunden. So verbreiten sich frei erfundene „Fakten“ wie ein Lauffeuer und beeinflussen die öffentliche Meinung.
Mazedonien: Das Epizentrum der Falschmeldungen
Doch wer streut diese gefälschten Informationen? Die Annahme, dass beispielsweise im US-Wahlkampf die konkurrierenden Kampagnen versuchten, sich mit Hilfe von Fake News zu manipulieren, liegt nahe. Doch meist sind die Gründe für solche Nachrichten nicht politischer, sondern finanzieller Natur. Denn dank Google-Anzeigen und Facebook lässt sich mit gut laufenden „Nachrichtenseiten“ viel Geld verdienen.
Besonders in der Kleinstadt Veles in Mazedonien scheint man das erkannt zu haben. Zwischenzeitlich waren 140 Internetseiten mit Falschnachrichten in dem Ort registriert. „The Daily Box“ war eine davon. Die Domain, die mittlerweile nicht mehr zu erreichen ist, wurde von einem Teenager betrieben. Die dort verbreiteten Nachrichten hat er nicht selbst erfunden, sondern nur weiterverbreitet. Das wichtigste sei, dass man sich mit Facebook auskenne, so der Betreiber. Bis zu 700 Euro haben er und die anderen Fake-News-Verbreiter aus Veles so pro Monat verdient.
US-Wahlkampf als Kassenschlager
Der Dauerbrenner unter den Themen auf diesen Seiten: Der US-Wahlkampf. Kaum ein Anbieter hat sich mit etwas anderem beschäftigt. Gut möglich, dass durch Meldungen, wie Hillary Clinton sei ein Mann oder Hillary Clinton wolle Julian Assange umbringen lassen, die Wahl zu Donald Trumps Gunsten beeinflusst wurde.
Mit dem Bundestagswahlkampf 2017 vor der Tür stellt sich auch hierzulande die Frage nach dem Einfluss der Falschmeldungen auf die Politik. International werden Stimmen lauter, die Fake-News eindämmen wollen. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) dazu: „Verleumdung und üble Nachrede sind nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt. Das muss die Justiz auch im Netz konsequent verfolgen.“ Nur wie das gehen soll, ist noch nicht geklärt. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Grosse-Brömer, sieht sogar „die Demokratie gefährdet.“ Viele andere Politiker, wie etwa Renate Künast, sehen vor allem Facebook in der Pflicht: „Es muss für Facebook klar werden, dass es Pflichten hat nach hiesigem Recht“, so die Grünen-Politikerin.
Facebook muss handeln
Facebook-Gründer Zuckerberg nimmt „Fehlinformationen und die damit einhergehende Verantwortung ernst.“ Das Unternehmen habe schon großen Fortschritt gemacht, es sei aber noch einiges an Arbeit zu tun. So entwickele man derzeit eine stärkere Fake-News-Erkennung. Auch mit Fact-Checking-Organisationen stehe das Unternehmen in Kontakt.
Wie effektiv diese Maßnahmen sein werden, wird sich in Deutschland verstärkt im Frühjahr zeigen. Dann geht der Bundestagswahlkampf in seine heiße Phase. Am Beispiel der USA hat man schon gesehen: Politik ist prädestiniert für Fake News. Bleibt nur zu hoffen, dass Falschmeldungen der rechtspopulistischen AfD nicht in ähnlichem Umfang in die Karten spielen wie sie es bei Donald Trump im US-Wahlkampf getan haben.
Von Maximilian Haag
Bildnachweis: Yukiko Matsuoka [CC BY 2.0] via Flickr