Die italienische Abgeordnetenkammer hat in Rom beschlossen, dass ab 2018 keine 1- und 2-Cent-Münzen mehr ausgegeben werden. Zahlbeträge bei Waren oder Dienstleistungen werden zukünftig auf die nächsten 5ct ab- bzw. aufgerundet. Nach dem 500€-Schein müssen jetzt die ersten Münzen dran glauben. Wird also bald das gesamte Bargeld abgeschafft?
EU-Trend: Bargeldabschaffung
Kaum ein Land in der EU liebt das Bargeld so sehr wie die Deutschen. Rund 80% aller Transaktionen werden mit Münzen oder Scheinen abgewickelt. Hierzulande schätzt man die Privatsphäre und vor allem Bargeld als Wertanlage. Der Aufschrei war groß, als die Europäische Zentralbank (EZB) verkündete, dass man ab 2018 keine 500€-Scheine mehr ausgeben will. Fragt man mal in der Runde, wer so einen Schein schon mal in der Hand hatte, erhält man meist die Antwort: „Es geht um’s Prinzip.“
Italien folgt einem EU-Trend, der schon in den Niederlanden und Schweden zu beobachten ist. Die kleinen kupferfarbenen Münzen sind in der Herstellung und Logistik einfach zu teuer. Auch in Deutschland: Bringt der Kiosk-Besitzer sein Säckchen 1- und 2-Cent-Münzen zur nächsten Sparkasse, verlangt diese teilweise Einzahlgebühren in Höhe von 1ct pro Münze.
Tip and stripper
In den USA sagt man umgangssprachlich, dass Bargeld nur für Trinkgeld und Strip-Lokale gut sei. Soweit sind wir hier in Deutschland noch lange nicht. Wahrscheinlich, weil der Partner letzteres nicht erfahren soll. Man fremdelt ja sogar mit der Kreditkarte. Auch moderne, kreditkartenbasierte Zahlungsdienste wie Apple Pay werden von deutschen Banken in der Regel nur belächelt.
Prophezeit wird der Verzicht auf das Bargeld nicht erst seit gestern. Dies kann uns in einer Sache Sicherheit bringen: den Fuffi für den Besuch bei Opa werden wir demnächst nicht per PayPal empfangen. In der Tat kann durch bargeldloses Bezahlen das Kaufverhalten analysiert werden. Die Payback- oder Deutschlandcard macht das aber eh schon. Und ob das horten des Geldes in der Matratze sinnvoll ist, bestreitbar.
Von Adrian Smiatek
Bildnachweis: Von brh_images [CC BY-SA 2.0] via flickr (Bildausschnitt)