In den seltensten Fällen braucht man ein Minimum Viable Product

Die Grenzen des Minimum Viable Product

Wer Innovationen plant, verfolgt heute oft den Ansatz, schnell ein solides Basisprodukt für den generischen Nutzen zu entwickeln. Dies ist vor allem bei digitalen Produkten verbreitet. Eric Ries machte diese Konzept des Minimum Viable Products (MVP) im Silicon Valley populär. Schnell etwas bauen, Feedback der User einsammeln, Produkt verbessern und vor allem Geld zum weiteren Wachstum einsammeln.

Etwas konservativer kennt man diesen Ansatz auch als Proof of Concept: Der Beweis, das ein neues Produkte, eine neue Dienstleistung oder ein neues Feature im Markt angemommen wird.

Brant Cooper and Patrick Vlaskovits relativieren die absolute Gläubigkeit an ein Minimum viable Product in ihrem lesenswerten Artikel Three reasons not to build a Minimum Viable Product.

3 Gründe, warum ein Minimum Viable Product meist keinen Sinn macht

Grund 1: Nicht alle (eigentlich sogar mit Abstand die wenigsten) Innovationen sind disruptive Innovationen, sondern eher aufeinanderaufbauend Verbesserungen im stillen (auch roten) Ozean. Wenn man hier punkten will, muss man mit dem richtigen Produkt kommen und nicht mit einem besseren Prototypen. Im Wortlauf Coopers/Vlaskovits: „…in order to be viable, their minimum must be enough to compete against existing players plus some sort of differentiation.“

Grund 2: Nur bei knappen Ressourcen ist ein Minimum Viable Product sinnvoll. Wenn man Geld und Zeit in genügendem Maße hat, kann man problemlos ein full featured Produkt erstellen. Dies betrifft die gerne gescholtenen „Tanker“, wie in Deutschland etwa der öffentlich-rechtliche Rundfunk (mit der #1 Nachrichten App) oder die Datev als IT-Dienstleister der Steuerberater. Manche können oder wollen sich ein MVP nicht erlauben.

Grund 3: Wenn das Produkt zur Marktnachfrage passt, braucht man keine Lernphase mehr, sondern kann (und muss) gleich in die Vollen gehen. Oder so formuliert: As the market pulls the product out of you, you build it! Fully!

Generell heben Cooper und Vlaskovits hervor, auf einige Punkte zu achten, wenn man entscheiden will, ob man mit einem Minimum Viable Product oder dem full featured set in den Markt gehen will:

  • Viability (the V in MVP) is determined by the market, not your whim
  • “Knowing” is a trap. Do you know or merely think you know?
  • Functionality above and beyond viable, does not make you more viable; it can actually destroy viability. (This is why “best” product rarely wins.)
  • Don’t release your MVP to the world, but rather to a select group (eg early adopters).
  • Once you’ve learned, execute on what you’ve learned, while also maintaining new learning.

Von Thomas Becker

Bildnachweis: Von Riccardo Annandale [Lizenz] via unsplash.com

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