Deutsche Hilfe nur für deutsche Obdachlose?

Pegida als ehrenamtliche Organisation? Wie das aussehen kann, sieht man in Sachsen. „Dresdner Bürger helfen Dresdner Obdachlosen und Bedürftigen e.V.“ lautet der Name des Vereins, das vom Finanzamt als mildtätig anerkannt wurde. Durch diese Einordnung genießt die Organisation Steuerbefreiungen und Ermäßigungen bei der Umsatzsteuer.  Da die Organisation in ihrer Kernaufgabe obdachlosen Menschen hilft und sie betreut, ist ihr gemeinnütziger Zweck gerechtfertigt. Doch was macht diesen Verein so besonders?

Ingo Knajdner, Vereinschef und Hauptorganisator, beschränkt sein Engagement auf „Dresdner Obdachlose“. Knajdner ist politisch kein ungeschriebenes Blatt: er stand bereits mit Lutz Bachmann auf der Bühne und war als Ordner auf Pegida-Kundgebungen unterwegs. Auf die Frage, ob sie auch Flüchtlingen helfen würden, antwortete er: „Das besprechen wir, wenn es soweit ist.“

„elende Kommunisten Votze“

Auch seine Auftritte in sozialen Netzwerken sind vielsagend. Andersdenkende beleidigt er schon mal als „elende Kommunisten Votze“ und über die erkrankte Oberbürgermeisterin Helma Orosz schrieb er: „Möge sie der Krebs endlich holen!

Zusätzlich ist Knajdner Administrator der Facebook-Gruppe „Dresdner Bürgerwehr gegen Linke Gewalt, Linke Anarchie und Islamisierung!“ Aufgabe dieser Gruppe ist es, Dresden vor Überfremdung und Gutmenschen zu bewahren. Auch der zweite Vereinsvorsitzende, Uwe Riedel, ist in der rechten Szene einschlägig bekannt. Aus seiner Unterstützung für die NPD und die Identitäre Bewegung macht er kein Geheimnis. Weitere Ähnlichkeiten zu Knajder bestehen in seiner Präsenz in sozialen Netzwerken, wo er sich dafür aussprach „dieses Drecksgesindel von ‚Politikern‘ auf[zu]hängen“.

Immer diese Flüchtlinge mit ihren Smartphones

Wie es scheint haben rechte Gruppen nun gelernt, soziale Zwecke zu missbrauchen. Wie die NPD schon vor Jahren gelernt hat, lösen solche Aktionen Sympathien bei Wählern aus. Es scheint, als habe die Beschränkung auf deutsche Hilfsbedürftige in Dresden einen Nerv getroffen. Die Mitgliedszahlen des Vereins steigen schnell. Viele der Anhänger sind überzeugt, dass der deutsche Staat Millionen für Flüchtlinge verschwendet, während deutsche Kinder und Obdachlose „vergessen“ werde. Sie werden wütend auf die Flüchtlinge, die mit ihren Smartphones nach Deutschland kommen und ihnen das Geld wegnehmen. Recherche und Objektivität scheint ihnen nicht so wichtig. Ansonsten würden sie wissen, dass der Regelsatz für Flüchtlinge mit eigener Wohnung 42€ unter dem Hartz-IV Satz liegt.

Das Dilemma der Kooperation

Die übrigen Dresdner Hilfsorganisationen stecken nun in der Klemme. Entweder sie verweigern die Kooperation und verwehren den Hilfsbedürftigen Mittel, oder sie kooperieren und ebnen den Weg für eine rassistische Hilfsorganisation. Andreas Schönherr von der Dresdner Tafel musste am eigenen Leib spüren, wie das enden kann. Als er sich gegen die Organisation positionierte und eine Kooperation ablehnte, wurde er Opfer einer Schmierkampagne. Leute tauchten bei der Tafel auf, fragten die Hilfsbedürftigen aus und machten Fotos. Er habe das Gefühl, dass die Polizei nun öfter an seinem Wohnort vorbeifahre. Knajder reagierte darauf und wünschte ihm öffentlich den Tod.

Von Celal Cagli

Bildnachweis: Von blu-news.org [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons

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