Drei Mädels aus Deutschland treffen sich im Auslandssemester zufällig auf Hawaii, werden „Schwestern im Herzen“ und erleben einen Roadtrip der besonderen Art. Auf ihrem Weg über die Road to Hana sehen sie an einem Tag die ganze Welt und lernen von einem alten Hawaiianer eine Lebensweisheit, die sie als wichtigste Erinnerung mit nach Hause nehmen.
Ein ganz normaler Tag auf Hawaii. Schon morgens liegt ein Duft von frisch gemahlenem Kaffee, salziger Meeresbrise und süßer Ananas in der Luft. Es sind angenehme 23 Grad Celsius und der leichte Wind berührt wohltuend die Haut. Kein Wunder, dass Jack Johnson hier seine Wahlheimat gefunden hat, dachte ich gerade, da winkt meine Freundin Stephi wild mit unseren Reisepässen vor meinem Gesicht herum: „Das Taxi ist da“ und „ab nach Maui“ ergänzt Sophie noch bevor ich mich wieder in meinen Gedanken verlieren kann.
Hawaii verleitet so oft zum Träumen, das wird euch jeder bestätigen, der es einmal selbst erlebt hat. Für mich ging es für ein Auslandssemester an die Hawaii Pacific University. Nach wenigen Tagen habe ich neben vielen wundervollen internationalen Bekanntschaften meine deutschen Schwestern im Herzen, Sophie und Stephi kennengelernt. Gefunkt hat es sofort. Es würde den Rahmen der Reportage sprengen, alle Erlebnisse zwischen uns zu erzählen. Aber über eines möchte ich doch schreiben, unseren Trip auf der Road to Hana, der Küstenstraße von Kahului nach Hana auf Hawaiis zweitgrößter Insel Maui.
Aloha-Hippie-Feeling
Nachdem die Aufregung auf dem Weg zum Flughafen immer weiter anstieg, malten wir uns auf der Fahrt schon aus, wie es wohl sein wird. Die Natur auf Maui soll noch vielfältiger sein als auf Hawaiis Hauptinsel O’ahu (das geht?!) und das Aloha-Hippie-Holiday-Feeling noch wesentlich ausgeprägter sein.
Kaum am Flughafen angekommen, wird erst mal ein Kona Coffee getrunken – übrigens einer der besten Kaffees, die ich je getrunken habe (und ich trinke viel, sehr viel Kaffee!). Die Bohnen werden auf Hawaii angebaut und während die USA ja sonst nicht gerade für ihre herausragende Kaffee-Qualität Ruhm ernten, ist Hawaii dort wirklich eine Ausnahme.
Wir fanden uns schnell am Gate ein und versuchten unsere Vorfreude durch wildes Erinnerungsfoto-Shooting noch weiter zu pushen. Klappte auch ganz gut. Wir beschlossen spontan im Flieger, dass wir, wenn wir auf Maui ankommen, direkt einen Leihwagen mieten und einfach drauflos fahren. Dazu sei gesagt, wir waren die ganze Zeit auf Hawaii ziemlich spontan, entspannt und folgten immer ganz der Stimmung, die gerade weilte. Die Mentalität der Locals ist genauso und färbt zum Glück schnell auf einen selbst ab. Auch hier in Deutschland sollten wir uns meiner Meinung nach ruhig öfter von solchen Stimmungen treiben lassen. Hang Loose eben!
Auch an diesem Tag zahlte sich unsere Hang-Loose-Einstellung einmal mehr aus. Wir bekamen einen total süßen kleinen Leihwagen – einen weißen, um alle männlichen Fragen bezüglich Modell und Co. direkt zu beantworten. Unser erstes Ziel danach war unsere Bleibe, ein kuscheliges, kleines Hotel. Nichts Besonderes, doch wir suchten einfach nur einen Platz für die Nacht und bei unseren tiefgründigen Gesprächen am Abend über das Leben generell, dem eisgekühlten Longboard Beer und überdimensional großen Schoko-Cookies war es dann auch irgendwie doch schon wieder besonders.
Mit Hang-over geht’s auf die Road to Hana
Die Nacht zum Tag gemacht, starteten wir mit einem angenehmen Hang-over los über die Insel, ganz entspannt. Cruising war unser Plan – wundervoll. Mauis Küstenlandschaften sind traumhaft schön und diese Weite der Straßen. Wenn man aus dem gedrängten Berlin kommt, ist es Balsam für die Seele, einmal so entspannt Auto zu fahren. Hier und da hielten wir an, um den Ausblick zu bestaunen, ein Kokoswasser am Strand zu schlürfen oder um zu essen! Ja, das Essen auf Hawaii ist generell ein kulinarisches Meisterwerk. Frisch gegrillte Fish Tacos an hausgemachter Guacamole mit Pineapple Salsa und einem Hauch Limette. Da beginne ich direkt zu träumen … Doch weiter im Text.
Wir hielten also an, wann immer uns danach verlangte. Als wir an einem der Foodtrucks in Lahaina an Mauis Ostküste stoppten lasen wir etwas über eine gewisse Road to Hana, die entlang der Nordküste und dann weiter östlich der Insel verläuft. Ohne uns groß zu informieren, wussten wir, das geben wir uns! Allein die Bilder versprachen wahnsinnig schöne Aussichten, Wasserfälle, traumhafte Strände. Auf nach Hana. Yippie!
Wir beschlossen dann zum Glück intuitiv am nächsten Morgen zu starten, was sich später noch als wirklich intelligenter Entschluss herausstellte. Doch dazu später mehr. Morgens packten wir ein paar Sachen zusammen, T-Shirts, Shorts, Cap und Sonnenbrille – alles Weitere hat man auf Hawaii ja generell immer parat und Badesachen meist sowieso schon an – und starteten Richtung Paia, denn hier beginnt im Norden von Maui die Road to Hana.
Wir folgten einfach ganz entspannt immer weiter den kleinen handgeschnitzten Holzschildern mit der Aufschrift Hana, während wir eine immer steiniger werdende Straße bergauf fuhren. Links und rechts im Wechsel traumhafte Ausblicke – mal direkt die Nordküste entlang, der grün-türkis schimmernde Pazifik im Hintergrund und mal durch eine wundervoll exotische Pflanzenwelt.
Sobald es eine Möglichkeit gab, hielten wir an und inne. Der Platz zum rechts anhalten war wirklich begrenzt. Trotz kleinem Auto passten wir an einigen Passagen gerade so auf die Straße. In einer Kurve direkt am Hang hing sogar einmal kurz ein Rad vom Hang herunter, was uns allerdings erst beunruhigte, als wir es im Seitenspiegel sahen, denn holprig war die Strecke ohnehin, es hätte also auch ein größeres Schlagloch sein können. Passiert ist das allerdings auch nur, weil uns auf einmal ein Auto entgegen kam, zum Glück an dieser Stelle, dachte ich mir als Fahrer später als die Straße noch schmaler wurde.
Doch das klingt jetzt so negativ, im Endeffekt war es einfach super aufregend so eine einfache Straße oder wohl eher einen Weg entlang zu fahren. Inmitten von wunderschönen exotischen Gewächsen, tropischen Gerüchen und einer wundervollen Stille. Nur das Meeresrauschen war zu hören. Ab und zu auch ein Wasserfall. Wie wunderschön diese Erde doch ist, denkt man in solchen Momenten und das soll jetzt nicht kitschig klingen. Ich versichere jedem, der das hier liest, euch wäre es auch genauso ergangen.
Wir hielten allerdings nach dieser Aktion an und genossen für einen Moment die atemberaubende Aussicht auf den tiefblauen, glitzernden Pazifik. Wir standen auf einer Klippe die schmal, doch gerade genau richtig war, damit wir drei nebeneinander die Weite genießen konnten. Weit und breit war niemand zu sehen und wir waren sicherlich hundert Meter über dem Wasser. Bei einem Blick nach rechts zeigten sich wohl alle möglichen Grüntöne dieser Erde. Tropische Pflanzen reihten sich dicht an dicht so weit das Auge reicht. Wir genossen diesen Moment so sehr, dass wir fast vergaßen, ihn mit der Kamera festzuhalten. Danach fuhren wir weiter die Road to Hana ins Gebirge hinauf.
Die paradiesischen Eindrücke während der Fahrt überwältigten uns. Wir waren einmal wirklich den Tränen nahe, als wir oben an einer Ecke, an der die Straße deutlich breiter wurde und auch durch einen dichten Wald führte, Halt machten. Links von uns sahen wir ein kleines Holzhaus, dem man sofort ansah, dass es mit viel Liebe zum Detail und Handarbeit erschaffen wurde. Draußen vor dem Eingang standen viele Körbe voll mit frisch geernteten noch grünen Kokosnüssen und eine Werkbank auf der Kokosnussspäne lag.
„Hier werden die Kokosnüsse weiterverarbeitet und geraspelt“, sagte eine Stimme hinter uns. Wir erschraken kurz, doch sahen dann in die freundlich funkelnden Augen eines Hawaiianers. Er bot uns direkt mit Meersalz und Chili gewürzte Kokosraspeln an. Sie schmeckten fantastisch. Genau das richtige, denn die kurvige Road to Hana, die sich wie eine Schlange entlang der Küste zieht, sorgte schon langsam aber sicher für ein flaues Gefühl im Magen.
Der nette Mann, er muss so um die 60 Jahre alt gewesen sein, streichelte einen kleinen dunkelbraunen Hund, der ihm nicht von der Seite wich, und erzählte uns von früher. Mittlerweile mache er seit Jahren nichts anderes mehr, als Kokosnüsse zu verarbeiten, sie an Touristen auf der Durchreise nach Hana zu verkaufen und das Leben zu genießen. Er war weise, das spürte man sofort, denn so authentisch wie er von seinen Erfahrungen sprach, war es unmöglich daran zu zweifeln und nicht in den Bann seiner Erzählungen gezogen zu werden.
„Ich möchte jeden Tag glücklich sein. Nicht unbedingt den ganzen Tag, doch jeden einzelnen.“
Wir kauften ein paar Portionen der gewürzten Kokosraspeln und wollten dann, auf Tipp des Mannes, weiterziehen. Denn er sagte, wir sollten die Strecke nicht unterschätzen, bis nach Hana stünden uns noch so einige Überraschungen, Erlebnisse und Eindrücke bevor. Doch ich wollte ja noch verraten, warum wir so gerührt waren. Als wir den Mann fragten, ob er uns denn noch etwas mit auf den Weg geben wolle, sagte er: „Wisst ihr in all den Jahren auf dieser Erde ist das Wichtigste doch immer das Glücklichsein gewesen. Ich möchte jeden Tag glücklich sein. Nicht unbedingt den ganzen Tag, doch jeden einzelnen.“
Dieser Mann, der nicht wirklich viel besitzt außer seiner kleinen Holzhütte, den Kokosnüssen und seinem Hund, hat doch alles. Ich persönlich habe lange über diesen Satz nachgedacht und er ist mit das Wichtigste, was ich von Hawaii mitgenommen habe. Einfach und doch auf den Punkt. Jeder findet etwas, das einen glücklich macht, an jedem Tag im Jahr. Dessen sollte man sich einfach einmal öfter bewusst werden. Auch wenn es nur und vor allem oft, die kleinen Dinge sind.
Mit diesem guten Gefühl fuhren wir weiter und der Weg führte uns durch den Wald, entlang wunderschöner Wasserfälle, atemberaubender Schluchten und durch Regen der – ja es ist die Wahrheit! – in einem Regenbogen in Sonne überging. Hier und da hielten wir an und bewahrten uns die Momente auf Fotos. Zudem sangen wir laut unsere Lieblingslieder. Wir hatten unsere Musik mit einem AUX-Kabel an die Anlage des Autos angeschlossen und filmten uns dabei.
Die letzten Kilometer vergingen wie im Flug – gefühlt und teilweise auch tatsächlich – denn die Strecke nach dem tropischen Wald führte über eine Art Wüstenlandschaft, es folgte Hügel auf Hügel und unser kleines Auto machte jedes Mal einen Hops, wenn es die steilste Stelle erreichte. Daraufhin ging die sandige Landschaft in eines an die Scottish Highlands erinnerndes, grün bewachsenes Panorama über. Die Sonne stand mittlerweile tief am Horizont und wir fuhren ihr mit Sonnenbrille bewaffnet entgegen. Der Weg schien eine unendliche Weite zu besitzen, was uns einfach nur noch mehr das Gefühl von Freiheit verschaffte. Zudem war hinter sowie vor uns niemand. Ganz alleine schienen wir über dieses Stück paradiesische Erde zu fahren.
Welcome to Hana the Heart of Old Hawaii
Auf einmal wurde der steinige Weg fester, ab und zu erschienen sogar gepflasterte Stellen. Die Hawaiianischen Highlands gingen in eine Art Norddeutsche Dünenlandschaft über, als die Straße ganz gepflastert vor uns erschien. Nun waren rechts und links wieder Palmen in Sicht und die Sonne färbte das Meer tieforange und versank als rot-gelber Feuerball immer tiefer darin.
Wir waren noch ganz liebevoll geblendet vom wundervollen Licht der Abendsonne, da sahen wir es. Wir glaubten es kaum, als es vor unseren Augen erschien – „Welcome to Hana the Heart of Old Hawaii“ stand auf einem großen Holzschild mit braunen und grünen Lettern. Wir hatten es geschafft. We did it, the road to Hana! Den Abend und die Erlebnisse ließen wir bei einem eisgekühlten Kona Beer am Strand ausklingen.
Auf unserer Reise nach Hana haben wir eins gelernt: Am wichtigsten im Leben sind die Erfahrungen, die man macht. Aloha and keep on collecting memories!