„Ein Wasser bitte, aber glutenfrei. Meine Kondome kaufe ich nur vegan, mein Salat ist vegetarisch und die Cola Zero hätte ich gerne zuckerfrei.“ Bitte was?!
Hält uns die Industrie eigentlich für dumm? Wenn man aktuelle Werbeaussagen hört, fühlt man sich oft wie ein Kleinkind, dem die Eltern mit einfachsten Worten die Welt erklären. Und die schöne Welt des Konsums folgt Trends und Moden.
So wirbt neuerdings ein Mundwasserhersteller damit, dass sein Produkt nun vegan sei. So what? Besteht eine Mundwasser-Rezeptur nicht immer nur aus Wasser, Alkohol und Aromen?
Würstchen vegan verpacken?
Selbst für Kondome wird mittlerweile mit dem Trend „Veganismus“ geworben. Ein Großteil der Kondome, die wir im Supermarkt, der Apotheke oder in der Drogerie kaufen können, sind aber schon immer vegan gewesen. Sie waren sogar schon vegan, bevor der gemeine Hipster den Veganismus für sich entdeckt hatte – und auch als die breite Masse nachzog.
Kondome bestehen meist aus Naturkautschuk. Tierische Produkte wie Casein (ein Milchprotein) werden nur bei wenigen Herstellern als Weichmacher benutzt. Der Großteil verwendet dafür aber natürliche Seifen.
„Eine Coke Zero, aber zuckerfrei bitte!“
Ach, diese tolle Coca Cola Zero! Aber die ist doch sowieso zuckerfrei, übrigens genau wie die Cola Light auch. Ja, steht das „Zero“ im Namen nicht sogar für null Zucker? Trotzdem ist es ein running gag in der Gastornomie, das Gäste ständig nach Coke Zero, aber bitte zuckerfrei fragen. Wenn Manuel Neuer es in der Werbung auch so sagt muss es ja stimmen.
Ist es nicht toll, wenn dein Obst plötzlich gluten- und lactosefrei ist? Da zahlen wir doch für den Apfel gern’ nochmal drauf! Die Tatsache, dass in Äpfeln noch nie Weizen geschweige denn Milch enthalten war, verdrängen wir ganz schnell. Das Gefühl von „ich ernähre mich gerade total gesund“ rechtfertigt fast jeden preislichen Aufschlag.
Brauchen wir aber diese ganzen Gluten-, Lactose- und Vegan- Beschilderung eigentlich? Wer Allergien gegen diese Inhalte hat, der kennt sich sowieso aus. Wer dem Trend aus Lifestyle-Gründen konsequent folgt, ebenso.
Im Endeffekt sind die unnötigen Beschilderungen eine Erfindung der Marketingmaschinerie. Die Frage, die sich jeder einzelne von uns stellen sollte ist, ob wir uns weiterhin von veganem Wasser beeindrucken und an der Nase herumführen lassen oder ob wir anfangen unser Gehirn zu benutzen und unsere Lebensmittel bewusst und fernab von farbenfrohen Aufklebern einzukaufen.
Von Antonia Schlote
Bildnachweis: Von Mike Mozart unter CC BY 2.0