Die Luft ist dick. Wörter an dünnen schwarzen Fäden hängen in dem Raum, mit den hohen Decken. Und ich verrenke mir den Hals auf der Suche nach einer Bedeutung.
Weiße Wände wachsen über meinen Kopf hinaus. Durch die großen runden Fenster dringt ein etwas zu gelbliches Licht, in dem winzige Staubkörner ihren letzten Tanz zum Besten geben.
Etwas an dieser Situation lässt mich an einen Saloon aus irgendeinem Western Streifen denken. Der aufgewühlte Dreck, der zu Boden sinkt nach einer Schießerei zum Sonnenuntergang.
Ich gehe näher an eines der Fenster heran und schaue hinaus. Nichts. Nur das Licht.
Den Großteil der Zeit verbringe ich damit, durch den Raum zu laufen und den Staubkörnern beim Fallen zu zusehen. Ein letzter, ewig andauernder Prozess.
Sekunden, Minuten, Stunden – Tage vergehen.
Und irgendwann, total unerwartet und ohne Ankündigung verschwindet die schwere Decke über meinem Kopf und ich kann nach oben sehen. In irgendeine Art von Unendlichkeit. Ich weiß nicht, was sich dort vor meinen Augen auftut, aber ich weiß, dass es etwas Großes ist. Etwas von Bedeutung.
Zum ersten Mal in dieser Zeit voller Stillstand haucht ein Windzug durch meinen Raum. Die Wörter, deren lange schwarze Fäden soweit hinauf führen, dass ich nicht sehen kann wo sie enden, setzten sich in Bewegung. Drehen sich im Wind.
Ich strecke meine Arme aus – habe das Gefühl Etwas greifen zu können. Einen Sinn.
Einen Sinn in den aneinander gereihten Momenten, aus denen mein Leben gemacht ist.
Euphorie! Bewegung! Glückseligkeit!
Und auch, wenn einige Momente später die schwere Decke wieder über mir hängt, bin ich voller Zuversicht. Voller Vorfreude auf diese Momente. Die Momente, in denen ich die Arme ausstrecken und nach Etwas greifen kann.
Um vielleicht irgendwann ohne Decke zu existieren.
Ein Leben für einige winzige Momente des Wissens.
Von Kim von Ciriacy
Bildnachweis: Gili Benita, Forrest Cavale
Musik: Desert Sky by Silent Partner