Fußball ist die mit Abstand beliebteste Sportart in Deutschland. Sechseinhalb Millionen Menschen sind Mitglied in einem der über 27.000 Vereine, die es hierzulande gibt. Dazu kommen die unzähligen Fans und Sportverrückten, die wie ich jedes Wochenende die Spiele der Bundesliga oder die ihrer Lieblingsmannschaft in irgendeiner der Profi- und Amateurligen verfolgen.
Auch ich bin Fan. Die Liebe zum Fußball entdeckte ich bereits sehr früh: mein erstes Heimspiel von Hertha BSC besuchte ich im Alter von fünf Jahren. Seitdem ist der Sport ein fester Teil meines Lebens. Und ich bin nicht allein.
Ich bin Fan. Und ich bin nicht allein.
In Deutschland ist die Verbundenheit zum Fußball vor allem seit der Heim-WM 2006 stark ausgeprägt. Damals schwebte das Land auf einer Welle der Euphorie, auch wenn das eigene Team letztendlich im Halbfinale ausschied. Selbst Leute, die sich sonst überhaupt nicht für Fußball interessierten, hatten plötzlich Deutschlandfahnen am Auto und fieberten mit der Nationalmannschaft.
Das Turnier wirkte völkerverbindend, überwand politische Grenzen und half Vorurteile abzubauen. Man empfand als Deutscher einen ungeheuren Nationalstolz, was angesichts unserer Geschichte ja nicht selbstverständlich ist.
Meinen persönlichen Gefühlshöhepunkt erlebte ich 2014. Beim WM-Sieg der Nationalmannschaft war ich einer der über eine Million Menschen, die das Finale auf der Berliner Fan-Meile verfolgten. Ich werde niemals das Gefühl vergessen, als Mario Götze den entscheidenden Treffer erzielte und alle in einen Ausnahmezustand versetzte. Wahrscheinlich werde ich nie wieder so viele Umarmungen und Küsse in einem Moment sehen, wie damals vor dem Brandenburger Tor.
Vor zwei Wochen habe ich dann wieder hautnah miterleben dürfen, was dieser Sport leisten kann. Beim 2:1-Sieg der Hertha gegen Köln stand ich in der Ostkurve – Arm in Arm mit Leuten, von denen ich viele noch nie zuvor gesehen hatte. Und trotzdem fühlte ich eine starke Verbundenheit zu diesen Menschen.
Ungeachtet der Hautfarbe, Nationalität, Religion oder Einkommensklasse, während der Partie waren alle auf ein Ziel fokussiert: der eigenen Mannschaft zum Sieg zu verhelfen.
Dies symbolisiert für mich das Wunderbare am Fußball. Der Sport ist ein globales Phänomen, weltweit wird das Spiel nach denselben Regeln gespielt und steht jenseits sozialer, politischer oder ökonomischer Schranken allen offen.
90 Minuten sind wir alle gleich
Menschen aller Gesellschaftsklassen gehen zusammen ins Stadion und lassen ihre Alltagsprobleme hinter sich, um mit anderen mit zu fiebern, zu jubeln und zu leiden, und vor den Bildschirmen zuhause verfolgen Millionen ebenfalls das Geschehen.
Für 90 Minuten spuken Flüchtlingspolitik, akute Terrorgefahr und politische Krisen nicht in den Köpfen der Leute herum. Deshalb ist der Fußball in meinen Augen etwas Wunderbares und aus diesem Grund werde ich nächstes Wochenende wieder meine Hertha anfeuern!
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