Das erste Bier mit dem eigenen Vater ist für viele Heranwachsende noch immer etwas Besonderes. Man gehört dazu und darf endlich mit den alten Herren am Stammtisch sitzen. Doch ist man dann schon erwachsen? Kann man Erwachsensein überhaupt definieren? Und wie war es früher?
Noch heute treffen sich Väter jeden Alters gerne am Vatertag, um mit dem Bollerwagen umherzuziehen. Es wird getrunken, es wird gelacht und am nächsten Tag brummt der Kopf. Und was ist mit den Kinderlosen unter uns? An die wurde auch gedacht. Sie feiern einfach den Männertag. Gleiches Prinzip, anderer Name. Nur mit dem Unterschied, dass man nicht noch Windeln wechseln muss, wenn man(n) Abends mit zehn Bier im Kopf nach Hause kommt. Die eigentliche Tradition wird dabei allerdings verkannt.
Denn im 19. Jahrhundert, als der Vatertag eingeführt wurde, galt er als Einweihung der Jüngeren in den Kreis der Männer. Die schöne Jugend war vorbei – nun kam der Ernst des Lebens. Doch vorher wurde noch einmal kräftig einer gehoben. Gemeinsam. Dazu wanderte die Runde aus Vätern und Söhnen über Land und Wiesen. Vermutlich nicht ohne die ein oder andere altkluge Geschichte seitens der Väter.
Ist man mit 18 automatisch erwachsen?
Nun war man also erwachsen. Das brachte Verantwortung mit sich. Doch wann ist man heute erwachsen? Vor dem Gesetz mit 18. In der evangelischen Kirche mit der Konfirmation. Für manch einen wohl erst mit dem Auszug aus dem Elternhaus. Auch Forscher beschäftigen sich mit dieser Frage. „Wenn die biologische Reifung abgeschlossen ist, das ist etwa mit Anfang 20, dann kann man von einem erwachsenen Gehirn und Nervensystem sprechen“, sagt Kerstin Konrad, die als Professorin an der RWTH Aachen Klinische Neuropsychologie des Kindes- und Jugendalters lehrt. Doch wirklich erwachsen sind dann die meisten wohl noch nicht.
Noch vor ein paar Jahrzehnten war das anders. Viele Jugendliche machten nach der achten oder zehnten Klasse eine Ausbildung. Standen früher auf eigenen Beinen. Gründeten früher einer Familie und waren damit auch früher erwachsen – zu mindestens im klassischen Sinne.
Heute ist das anders. Viele machen Abitur, gehen ins Ausland oder machen ein soziales Jahr. Danach wird erst einmal studiert. Und das nicht selten bis in die späten Zwanziger. Folglich kommt der erste eigene Gehaltsscheck oft erst spät, und somit auch ein Teil der Eigenständigkeit.
Die Frage lautet also: Wann werden Jugendliche heutzutage erwachsen? Diese Frage ist wohl nicht eindeutig zu beantworten, da der Reifeprozess eines Menschen auch immer mit den Umständen, in denen er lebt zusammen hängt. Wird man bis Ende seiner Zwanziger von Mutti umsorgt, dauert der Weg ins eigenständige Leben wohl etwas länger. Zieht man mit 17 los, um in einer fremden Stadt zu leben, wird man – gezwungenermaßen – früher eigenständig.
Wann man also wirklich erwachsen ist und sein will, muss jeder für sich selbst entscheiden. Weder eine gesetzliche Altersgrenze, noch das erste Bier mit dem Vater können uns diese Entscheidung abnehmen.
Autor: Terminal Y Redaktion