Phubbing: Süchtig nach dem Smartphone

„Leg’ mal dein Handy zur Seite und hör’ zu!“ Eine Studie erklärt, warum du es einfach nicht sein lassen kannst, auf dein Handy zu verzichten. Nicht mal deine Freunde können dich davon abbringen.

Jeder hat ihn! Diesen einen Freund, der es nicht einmal zehn Minuten ohne sein geliebtes Smartphone schafft. Alle paar Sekunden werden E-Mails gecheckt, oder einfach nur sinnlos im Internet gesurft. Jetzt gibt es endlich einen Begriff dafür, seine Liebsten und alle Menschen um sich herum zu ignorieren: „Phubbing“—eine englische Wortkreuzung aus den Wort „phone“ (Telefon) und „snubbing“ (von snub, was so viel bedeutet wie „schroffe Abweisung“).

Wissenschaftler der Universität in Kent haben erforscht, wie das gemeinschaftsfremde Telefonverhalten zur herkömmlichen „Pflicht“ wurde. Nicht nur dir, auch vielen anderen ist „Phubbing“ kein Begriff. Ursprünglich kommt der Ausdruck aus Australien, wo er 2008 zum ersten Mal im Macauqarie Dictionary erschienen ist, erklärt Karen Douglas. „Nur wenige Personen, die an unserer Umfrage teilgenommen haben, kannten das Wort, doch wenn man ihnen seine Bedeutung erklärt hat, haben alle gewusst, was damit gemeint ist und kannten auch das Verhalten nur allzu gut.“

Phubbing: Von einer Kuriosität zur Normalität.

Karen Douglas und ihr Doktorand wollten ermitteln, warum es auf einmal zur Tagesordnung gehört seine Mitmenschen so zu „verletzen“. 251 Studienteilnehmer im Alter von 18 bis 66 Jahren berichteten, dass sie in der Vergangenheit gephubt wurden, oder selbst Sklave ihres Handys waren. Eine Vielzahl unserer Mitmenschen sind internetsüchtig und können sich nicht mehr selbst kontrollieren. Sie haben Angst, etwas zu verpassen (auch Fomo genannt, vom englischen fear of missing out) und hocken deshalb den ganzen Tag vor den viereckigen Dingern.

„Die Leute sind unentwegt auf der Suche nach Informationen und können ihr Handy einfach nicht weglegen“, sagt Douglas. „Anhand dieser Faktoren kann vorausgesagt werden, wie sehr ein Mensch von seinem Smartphone abhängig ist, aber auch in welchen Maßen sie Phubbing betreiben.“

Ein weiteres Ergebnis: es gibt eine Art Phubbing-Karma. Das heißt: Wie du mir, so ich dir! Wem würde es nicht gegen den Strich gehen, wenn der beste Freund ununterbrochen am Handy klebt? Jedem! „Das wurde zu einem mehr oder weniger akzeptierten Weg der Kommunikation. Dabei neigen Menschen eher dazu, andere zu phuben, wenn sie sehen, dass es auch mit anderen gemacht wird oder wenn sie es an sich selbst erleben“, erklärt Douglas. „Aufgrund dieser Wechselseitigkeit wirkt das Verhalten irgendwann normal.“

Von Anna Schneider (der Artikel wurde im Original auf horst.fm veröffentlicht).

Bildnachweis: Beth Jusino unter CC BY-NC 2.0

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