Mingle. Ein kleines Wort mit großer Bedeutung. Man lebt als Single und liebt im mixed mode. Oder einfach gesagt: Da ist jemand fürs Bett, mit dem man aber nicht sein Leben teilen möchte.
Caro und Ben haben sich vor 4 Monaten über Tinder kennen gelernt, die ersten Dates verliefen gut, die beiden teilen die selben Ansichten, haben einen ähnlichen Humor und
irgendwann ist man im Bett gelandet. Aber was ist das Ganze nun? Man ist noch nicht sicher genug, um zu fragen. Aber das Warten macht mindestens einen von beiden wahnsinnig. Nämlich genau die Person, für die Sex und Liebe zwangsweise zusammenhängen.
Freunde mit gewissen Vorzügen
Gerade in Großstädten gibt es ein großes Angebot an Singles und ein hohes Maßan Anonymität. Tinder, Lovoo etc. machen das minglen einfach und sehr effizient. Es liegt weniger daran, dass sich unsere Generatiom nicht mehr binden will, sondern viel eher daran, dass man nie die gewünschte Sicherheit erreicht. Die ernsten Gespräche werden über Whatsapp und Social Media geführt, man schaut sich nicht mehr in die Augen, sondern verwendet Smileys um einfach nur irgendwas auszudrücken. Wir stumpfen ab. Die Emotionen werden verdrängt anstatt einfach mal ganz menschlich gefühlt zu werden.
Fakt ist: Man muss sich heute nicht mehr binden. Es funktioniert doch auch so. Einen Tag ist es eben die eine Person, den nächsten eine andere. Man wird als Mensch, als Partner ersetzbar.
Doch vor ein paar Wochen sah man plötzlich überall die App Once. sie soll pro Tag nur einen Vorschlag geben. Ein Anti-Tinder sozusagen. Die Partnerauswahl wird von den so genannten Matching-Experten getroffen. Erst führt ein Algorithmus eine Vorauswahl hinsichtlich Standort, Interessen und den anderen Angaben, die man auf der Seite tätigt, durch. Dann kommen die Expterten.
Die Idee ist gut, sehr gut sogar Aber gut gemeint ist nicht gut gemacht. Ich habe eine Single-Freundin gebeten, sich sowohl bei Tinder als auch bei Once anzumelden. Die Ergebnisse waren eher ernüchternd. Wie zu erwarten: mit wenigen Ausnahmen gab es sehr, sehr viele Anfragen für folgenlosen Sex. Bei Once gab es eigentlich keine Erwartungen aber irgendwie hat man sich besseres erhofft.
„Hey Praline, brauchst du Füllung?“
Erstmal kamen bei Once zwei Tage lang gar keine Vorschläge, während es bei Tinder schon zwanzig Matches gab. Da haben wohl die professionellen „Match-Maker“ von Once geschlampt- oder sind so wenig Menschen angemeldet, dass es einfach keine männlichen Kandidaten gibt?
Als dann der erste Vorschlag kam saßen Mia und ich gerade in einem Café. Plötzlich hörte ich sie nur noch laut lachen. Der Vorschlag: Kevin, 25 auf seinem Profilbild trägt er eine dicke Sonnenbrille, die mehr als die Hälfte seines Gesichts verdeckt, mehr war dann auch nicht zu sehen. Die selbst geschriebene Beschreibung seiner Persönlichkeit „Hey Praline, brauchst du Füllung?“ sein Standort Kassel also nicht wirklich in der nähe. Mia hat sich gegen die Kontaktaufnahme entschieden. Irgendwie verständlich.
Von den nächsten Vorschlägen hat sie mir nicht mehr viel erzählt, die allgemeine Aussage war „Einfach nein!“
Man kann also hoffen auf den Apps seinen Partner zu finden. Ob es klappt bleibt wahrscheinlich genau wie im echten Leben Glückssache. Die einzige Lösung für das Mingle-Problem bleibt wahrscheinlich offen und ehrlich mit einander über die Gefühle für einander zu reden und die Absichten klar offen zu legen.
Von Antonia Schlote