Wie breiten sich Ideen, Bilder, Sprüche, Witze etc. aus? Dazu gibt es einen schönen Artikel von Matthew Lieberman, der sich exakt mit diesen Fragen beschäftigt, oder anders formuliert: der erläutert, wie Viralität im sozialen Kontext funktioniert.
Ideen werden dann zu Memes – also einer Einheit, die ein kulturelles Symbol transportiert, wie z.B. aktuell der Clip „Die Zerstörung der CDU“ von YouTuber Rezo -, wenn sie das Potenzial haben, weiter erzählt zu werden. D.h.: Man gibt nur dann eine Idee weiter, wenn man glaubt, das Gegenüber findet sie interessant (lustig, aufregend etc.) genug, sie ebenfalls weiter zu verbreiten.
Es geht also nicht um die eigene Begeisterung für eine Idee und schon gar nicht um ein vermeintliches Ziel der Idee, sondern allein um die unterstellte Relevanz, die die Idee für andere haben könnte. In diesem Kontext sind Meinungsführer von besonderer Bedeutung, denn sie fungieren als eine Art „soziale Intelligenz“ in Netzwerken.
Solche Meinungsführer „arbeiten“ quasi wie ein DJ: Ein DJ hört Musik nicht wertfrei, sondern mit dem professionellen Ohr, das darauf horcht, ob neue Tracks dem Publikum gefallen werden. So gehen Meinungsführer im Internet mit neuen Ideen um, die dann aufgrund einer „sozialen Empathie“ selektiert und nur dann weiter empfohlen werden, wenn man Interesse bei seinen Fans und Followers unterstellt.
Dieser von hinten aufgezogene Kommunikationsprozess auf Basis von Erwartungserwartungen ist übrigens ein schönes Beispiel für den soziologischen Kommunikationsbegriff sensu Luhmann.
Von Thomas Becker
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