Brauchen wir heute eigentlich noch den Muttertag?

Der zweite Sonntag im Mai ist Muttertag , der Tag, an dem wir unsere Mütter feiern und ehren. Doch warum eigentlich? Woher kommt dieser Brauch und brauchen wir ihn heute überhaupt noch?

Der Muttertag entwickelte sich aus der englischen und US-amerikanischen Frauenbewegung. In seiner heutigen Form hatte er seinen Ursprung in den USA. Der Muttertag wurde dort von der amerikanischen Frauenrechtlerin Anna Jarvis zu Ehren Ihrer verstorbenen Mutter als Mother’s Friendship Day ins Leben gerufen. Mit der Erlassung der „Joint Resolution Designating the Second Sunday in May as Mother‘s Day“ durch den US Kongress wurde 1914 der zweite Sonntag im Mai das erste Mal in der Geschichte der USA als Mother‘s Day gefeiert und durch Präsident Woodrow Wilson als solcher anerkannt.

Kurz danach fand der Muttertag seinen Weg nach Deutschland. In den Jahren 1922 und 1923 wurde er vom Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber mit Plakaten wie „Ehret die Mutter“ propagiert und als Tag der Blumenwünsche gefeiert. Zu Zeiten des Nationalsozialismus wurde der Muttertag 1933 zum öffentlichen Feiertag erklärt. Die Nationalsozialisten machten sich den Muttertag zu Nutze, indem besonders kinderreiche Mütter als Heldinnen des Volkes gefeiert wurden.

Kommerzialisierung des Muttertags

Heute ist der Muttertag fast ausschließlich auf Konsum ausgerichtet. Gerade für Blumengeschäfte ist dieser Tag sehr lukrativ. In den USA geben Menschen nur zu Weihnachten mehr Geld aus als am Muttertag. Im Schnitt sind dies laut aktueller Statistiken 172 US Dollar pro beschenkter Mutter! In Deutschland sind es durchschnittlich etwa 25 Euro.

Doch ist das wirklich der richtige Trend? Sollten wir wirklich nur an einem speziellen Tag im Jahr unsere Mütter ehren? Warum nicht einfach mal Danke sagen für die kleinen Dinge im Alltag. Oft kommen Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu kurz. Dabei sind unsere Mütter doch so ein wichtiger Teil unseres Lebens. Daher sollte man diesen einen, besonderen Tag, Zeit mit Ihnen verbringen, präsent sein und nicht wie sonst, abgelenkt sein von der Hektik dieser heutigen Zeit.

Stellung der Mutter heute

Das Bild der Frau und Mutter hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Früher galt die Frau als der Teil der Familie, der zu Hause blieb und sich um die Kinder und den Haushalt kümmerte. Die Einführung des Muttertags passte zu der Rolle der Frau in der damaligen Zeit. Doch dieses Bild hat sich zunehmend verändert. Heute gibt es viele berufstätige Mütter. Die Mutter ist nicht mehr an den Herd gefesselt. Oft übernehmen auch die Väter wenigsten teilweise diese Rolle. Damit haben sich für Frauen neue berufliche Möglichkeiten eröffnet, um zum Verdienst der Familie beizutragen und Ihren persönlichen Interessen und Fähigkeiten nachzugehen.

Es verwundert daher nicht, das Cornelia Spachtholz, Vorstandsvorsitzende des Verbands berufstätiger Mütter e.V. (VBM), einerseits klarmacht: „Aktions- Gedenk- oder Ehrentage wie der Mutter- oder Vatertag, sind nach wie vor wichtig und sollten daher auch nicht abgeschafft werden.“ Auf der anderen Seite geht es aber nicht nur um Geschenke und Zeit füreinander.

Muttertagswünsche: „Den Müttern mehr Karriere, den Vätern mehr Familie“

Wichtig sei es, „den Fokus auf notwendige Rahmenbedingungen in Betreuung und Bildung, Arbeitswelt und Karriere sowie Recht und Steuern für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie – für Frauen und Männer – in der Lebensverlaufsperspektive zu richten. Noch immer gibt es in der Berufswelt eine ungerechte Lohn- und Arbeitsplatzverteilung zwischen Männern und Frauen. Gerade Mütter haben Probleme beim vollwertigen Wiedereinstieg in die Erwerbstätigkeit.“

Der Muttertag kann also immer noch Symbolcharakter für notwendige Veränderungen in der Gesellschaft übernehmen. Oder wie es Cornelia Spachtholz ausdrückt: „Den Müttern mehr Karriere, den Vätern mehr Familie und unseren Kindern mehr Eltern!“ So kann der Muttertag als Feiertag bestand haben. Es sollte einem aber zu denken geben, dass bereits die Begründerin des Muttertags sich für die Abschaffung des Feiertages eingesetzt hatte, weil der eigentlich Sinn verloren gegangen war.

Von Marcel Möller

Bildnachweis: PublicDomainPictures via Pixabay unter CC0

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