Frank Wahlig in Diskussion mit Studierenden über das Thema "Auslandskorrespondenz"

Als Journalist im Ausland arbeiten: Einblicke in die Welt der Korrespondenten

Man nennt es Commodity Trap: Wenn ein Produkt zwar durchaus nachgefragt wird, es dem Kunden aber egal ist, von welchem Hersteller er es bezieht. Das Nachrichtengeschäft unterliegt heute ganz real der Gefahr dieser Austauschbarkeit. Nachrichten kommen von allen Seiten und den Nutzern ist es letztlich egal, ob diese Nachricht von der Tagesschau, der Bild, dem Deutschlandfunk oder einem Augenzeugen vor Ort kommt.

In diesem Szenario wundert es, dass Medienunternehmen im Geschäft mit Nachrichten nicht klarer auf Qualität setzen. Und was Qualität ist, lässt sich recht deutlich am Beispiel der Berichterstattung erklären: Ist ein Reporter vor Ort und erstattet seiner Redaktion und seinen Lesern tatsächlich einen Bericht aus eigener Anschauung? Oder fließen Nachrichten über Agenturen, Twitter und Pressestellen ein und werden nur noch auf ihre schnelle und preiswerte Verwendung geprüft?

In der erstgenannten Annahme liegt es nahe, die Qualität eines Nachrichtenanbieters durch sein Netz von Vorort-Berichterstattern zu erfassen. Die einfache Annahme: Je mehr Reporter vor Ort sind, desto besser und exklusiver ist die Nachricht oder in anderen Worten: desto höher ist der Wert der Nachricht für den Kunden.

Was man allerdings in den letzten Jahren beobachten kann, ist das insbesondere das Netz der Auslandskorrespondenten massiv ausgedünnt wird. Wozu braucht man einen Reporter in Moskau oder Athen? Man kann doch auch einen Praktikanten in der Redaktion in Berlin an der Computer setzen und ihn relevante Twitter-Kanäle folgen lassen, um zu wissen, was wichtig ist.

Die Bedeutung von Korrespondenten für den Wert der Nachrichten diskutierten erfahrene Journalisten und Studierende in einem medienwissenschaftlichen Round Table in Berlin. Organisiert in enger Zusammenarbeit mit dem Verein der ausländischen Presse (VAP) veranstaltete die BiTS (University of Europe) diesen Round Table im Rahmen des Studiengangs Journalismus und Unternehmenskommunikation.

Die Diskussionsrunde wurde geleitet von Udo Seiwert-Fauti, selbst langjähriger Korrespondent im Auftrag der BBC. Als Experten kamen Pascal Thibaut (Radio France International, Vorsitzender des Vereins der ausländischen Presse), Frank Wahlig (Hauptstadtkorrespondent des SWR) und Oliver Towfigh Nia (ehemals Reuters, heute freier Deutschland-Korrespondent für Medien im Iran).

Pascal Thibaut fasste die zentralen Aufgaben des Auslandskorrespondenten prägnant zusammen: „Das Land, in dem man lebt, der Heimat vermitteln. Komplexe Zusammenhänge überschaubar machen, Vorurteile zurechtrücken.“

Aus seiner langjährigen Erfahrung in den USA, England und dem Iran berichtete Oliver Towfigh Nia und wies darauf hin, wie wichtig persönlicher Kontakt, Offenheit und Netzwerke sind, um tatsächlich ein Verständnis für die Kultur und Eigenheiten aufzubauen und im Fall der Fälle den richtigen Leuten Fragen stellen zu können.

Frank Wahlig stellte den Studierenden seine Erfahrungen aus Krisen in Somalia oder dem Irakkrieg vor und erläuterte wie schwer es ist, als Korrespondent auch gegen den Strom zu schwimmen, aber eben dadurch Qualität in der Wahrnehmung der Leser, Hörer und Zuschauer zu schaffen.

Die Diskussionsrunde zum Thema „Auslandskorrespondenten und Qualitätsjournalismus“ war Bestandteil des Seminars Foreign Correspondency im Journalismus-Studiengang der BiTS. Das Seminar wurde als Blockveranstaltung organisiert. Am Mittwoch erhielten die Studierenden Hintergrundinformationen und theoretischen Background zur Bedeutung und den Aufgaben des Korrespondenten. Am Donnerstag ging es dann zu einer Intensiv-Hospitanz: Für vier Stunden begleiteten die Studierenden zwei TV-Teams: Der ORF nahm die Studierenden mit in den Bundestag für ein Interview mit Bundestagspräsident Norbert Lammmert. Das Schweizerische Fernsehen dreht mit den BiTS-Studierenden im Jüdischen Museum.

Nach dieser Learning-by-Viewing Einheit diente der medienwissenschaftliche Round Table der gemeinsamen Reflektion, bevor die Studierenden am Freitag selbst Beiträge mit der Brille eines Auslandskorrespondenten produzierten. Fachlicher Input, praktisches „Über-die-Schulter-schauen“, theoretische Reflektion und selbst journalistisch tätig werden: Das zeichnet den Journalismus-Studiengang aus.

Die BiTS ist eine staatlich anerkannte, aber privat geführte Hochschule mit Sitz in Iserlohn und Zweigstellen in Berlin und Hamburg. Die BiTS bildet über 1.600 Studierende in zehn Bachelor- und sieben Master-Studiengängen. Seit 2008 ist die BiTS Teil der Laureate International Universities.

Laureate International Universities ist weltgrößter Anbieter von Hochschulausbildung. In über 80 Laureate-Universitäten in 29 Ländern studieren rund 950.000 Menschen. Laureate bietet Bachelor-, Master- und Postgraduierten-Programme in Fächern Wirtschaft, Recht und Kommunikation an.

(tb)

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