Sachsen-Bashing: „Isch glob es haggd“

Liebes Deutschland außerhalb Sachsens, ich wende mich heute an Dich – wir sind doch beim „du“, oder? Mir liegt da nämlich was auf dem Herzen. Wir leben uns in letzter Zeit auseinander. Das möchten wir ändern. Wir, das sind wir Sachsen, das rechtsradikale Volk im dunklen Osten Deutschlands, die Patrioten gegen die Islamisierung des Abendlands, kurz PEGIDA, oder ganz einfach: die Nazis von der Elbe.

Warum sind wir uns fremd geworden? Was ist da eigentlich passiert? Seit Oktober 2014 treffen sich Anhänger der rechtspopulistischen Vereinigung PEGIDA in Dresden auf Altmarkt, Neumarkt, Theaterplatz und anderen öffentlichen Plätzen, um ihre „Ideologie“ gegen die deutsche bzw. europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik zu verbreiten. Hast Du ja auch mitbekommen.

In 2015 konnte PEGIDA zu Hochzeiten sage und schreibe 25.000 Teilnehmer verbuchen. Klingt viel, ist es aber nicht. Immerhin hat Dresden über eine halbe Million Einwohner, Sachen gar vier Millione.  Bei den letzten – nennen wir sie ruhig Kundgebungen – waren es dann sogar nur noch zwischen 2.000 und 3.000 Teilnehmer. Findest Du, dass das wirklich ein erschreckender Trend ist, der zum „Nachdenken“ einlädt? Ist ganz Dresden, ist ganz Sachsen PEGIDA? Nein!

Neuer Volkssport: Sachsen-Bashing

Liebes Deutschland, es scheint, dass Du einen neuen Volkssport für Dich entdeckt hast: Sachsen-Bashing. Wir blöde Sachsen hier, wir dumme Sachsen da. Wenn mittlerweile selbst die Polizei bei PEGIDA mitmacht, dann muss beim Sachsen-Bashing ja auch Wahrheit enthalten sein, rechtfertigst Du. Die an PEGIDA-Anhänger gerichteten Worte, „ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag“, gesprochen von einem Polizisten gingen ja durch alle Medien. Das ist doch mal ein couragierter Polizist! Das Megafon der Demonstranten verweigerte seinen Dienst und die Polizei, dein Freund und Helfer, allzeit bereit, uns zu unterstützen.

Apropos Polizeiarbeit in Sachsen! Die steht in Kombination mit dem Justizministerium in der Dauerkritik. Erst erwischen sie den mutmaßlichen Terroristen Al-Bakr nicht und dann erhängt er sich auch noch in der Gefängniszelle der JVA Leipzig, ohne dass es einer mitbekommt. Selbst festnehmen konnten sie Al-Bakr auch nicht, mussten eben erst jene verpönten Flüchtlinge kommen und ihn überwältigen.

Klar, dass Du da schreist, dass Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow zurücktreten soll. Vielleicht sollten wir uns in Sachen Polizei mehr an Dir orientieren. Am besten wir schauen einfach weg ,wie zum Beispiel die Polizei Berlin. Drogengeschäft im Görlitzer Park? Ach, sollen Sie sich doch gegenseitig abstechen. Hat eh keinen Sinn mehr, da noch etwas zu versuchen. Oder auch die arabischen bzw. libanesischen Familienclans die hier und da ein paar Flüchtlingen „Arbeit“ geben, wie z.B. Diebstähle ausüben und Körperverletzungen begehen.

Sachsen ist nicht PEGIDA. Sachsen ist Deutschland!

Auch wenn es Euch schwerfällt, das zu akzeptieren: Tatsächlich sind nicht alle Sachsen fremdenfeindlich, rechtspopulistisch und schon gar nicht Anhänger von PEGIDA, LEGIDA oder welcher -GIDA auch immer. Die wenigsten von uns stehen jeden Montag auf dem Theaterplatz. Da würden wir übrigens auch alle gar nicht drauf passen. Du wirfst uns vor, dass wir fremdenfeindlich gegen Flüchtlinge aus dem Nahen Osten sind. Doch ihr seid fremdenfeindlich gegen uns Sachsen. Und das ist scheiße!

Wir müssen uns immer gegenüber Dir rechtfertigen, obwohl wir doch nur ganz normale, weltoffene Menschen sind. PEGIDA ist eben nicht gleich Sachsen. Sachsen aber ist Deutschland, ein Teil des Staates, der im ersten Artikel seines Grundgesetzes die Würde des Menschen als obersten Verfassungsgrundsatz festlegt.

Wir Sachsen wollen Kultur und Bildung mit Dir teilen. Wir wollen gemeinsam Spaß haben. Wir wollen ein gemeinsames Deutschland sein. Wie sagte der frühere Bundespräsident Johannes Rau so treffend: Versöhnen statt spalten. Wir sind bereit. Wie sieht’s bei Dir aus, liebes Restdeutschland?

Hochachtungsvoll, ein Sachse in Berlin.

Von Adrian Smiatek

Bildnachweis: Originalbild von TUBS, bearbeiten durch Terminal Y  [CC BY-SA 3.0]

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