Weltweit sterben rund 24.000 Menschen an Blitzeinschlägen. Eine viertel Millionen Verletzungen treten durch solche Naturgewalten auf – so viele Menschen wie im Berliner Bezirk Spandau wohnen. Wie schützt man sich nun aber wirklich vor Blitzen? Terminal Y räumt mit den größten Mythen auf und gibt Tipps, die wirklich was bringen.
Mythos 1: Während eines Gewitters sollte das Smartphone lieber in der Hose bleiben
Absoluter Quatsch – der Kopf bleibt weiterhin der höchste Punkt am Körper. Der Blitz würde somit dort einschlagen und nicht über das Handy. Über Funk kann kein Stromübertragen werden, sonst bräuchten wir ja keine Ladekabel mehr fürs Handy.
Mythos 2: Nicht in Gruppen Schutz suchen
Stimmt – Menschen sollte man tatsächlich meiden. Nimmt man die Anzahl der Blitze und der getroffenen Menschen in Deutschland, dann liegt die Wahrscheinlichkeit von einem Blitz getroffen zu werden bei 1:18.000.000. Das entspricht in etwa der Wahrscheinlichkeit beim ersten Versuch im Lotto zu gewinnen.
Stehen jedoch mehrere Menschen in einer Gruppe summieren sich die Wahrscheinlichkeit. Wird dann einer vom Blitz getroffen wird dieser auf alle anderen die im Umkreis von circa einem bis drei Meter stehen übertragen. Die Berührungsspannungen können dann schwer Verletzungen verursachen.
Mythos 3: Regenschirm lieber zulassen, auch wenn es regnet
Stimmt auch, aber nur etwas. Laut dem VDE steigt das Risiko nur geringfügig. Richtig ist, dass man somit einem Blitz einen höheren Punkt anbietet, jedoch nur um wenige Zentimeter. Wird man dann vom Blitz getroffen, schlägt dieser in den Schirm ein und geht über den Arm, Oberkörper und die Beine zum Boden – und damit übers Herz. Das kann Herzkammerflimmern verursachen und zu schweren Verletzungen führen.
Mythos 4: Lieber nicht mit dem Fahrrad fahren
Ist absoluter Schwachsinn, hat Meteorologe Jörg Kachelmann im Interview mit dem Nachrichtenportal t-online.de gesagt. Zwar warnt der VDE davor, dass man dadurch größer ist. Kachelmann versicherte aber, dass diese Erhöhung nur so gering ist, dass das gar keinen Unterschied machen kann.
Mythos 5: Am sichersten ist es zu Hause
Komplett richtig, vorausgesetzt ein Blitzableitersystem ist installiert. Ist dies nicht der Fall sollte man die Hände von Wasser aus dem Hahn und elektrischen Geräte mit direkten Kabelverbindungen lassen. In der Regel haben jedoch alle Häuser in Deutschland Blitzableiter. Das sind die Drähte an der Hauswand, die in den Boden verlaufen.
Am aller sichersten ist es jedoch im Auto. Bei geschlossenen Fenstern verhält sich dieses wie ein faradayscher Käfig. Der Stromfluss wird einfach um einen herum geleitet. Gleiches gilt für Bus und Bahn.
Mythos 6: Wenn es blitzt und es fünf Sekunden später donnert, dann ist das Gewitter 5 km entfernet
Nicht ganz richtig, aber der Ansatz ist richtig. Laut Blitzerrechner.de geht die Rechnung folgendermaßen:
Die Anzahl der Sekunden zwischen Blitz und Donner x 333 = Distanz in Metern
Übrigens sollte man sich solange vor einem Gewitter schützen bis man keine Donner mehr hört. In der Regel sind dies rund 30 Minuten, nachdem das Gewitter über einem war. Verlässt man eher sein „Versteck“ könnte man trotzdem getroffen werden. Denn: Blitze verlaufen nicht senkrecht zur Erde sondern schräg.
Mit diesen Tipps solltest du das nächste Unwetter leicht überstehen. Außerdem kannst du demnächst mächtig klugscheißen, wenn mal wieder irgendwelche urbane Mythen über Blitze aufgetischt werden.
Übrigens
Muttis Weisheit „Eichen sollst du weichen. Buchen sollst du suchen.“ ist totaler Quatsch. Neben oder unter einem Baum sollte man nie Schutz suchen. Da ist es auch egal welcher es ist. Der deutsche Verband der Elektrotechnik – kurz VDE – empfiehlt einen Abstand von mindestens zehn Metern, auch zu Funkmasten zum Beispiel.
Die Terminal Y-Weisheit: „Buchen,Funkmasten oder Heiden – sollst du lieber komplett meiden!“
Von Adrian Smiatek
Bildnachweis: Von JudithTB [CC BY-NC 2.0] via flickr