Spoiler mich nicht, Alter: Die Anglizismen des Jahres

Obwohl sie regelmäßig Spott kassieren, sind sie aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Anglizismen, also von der englischen Sprache beeinflusste Sprachkonstruktionen, sind längst im Grundwortschatz der Deutschen angekommen. Seit 2010 vergibt das Projekt Anglizismus des Jahres eine Auszeichnung für den besten Vokabelimport.

„Die Entlehnung von Wörtern ist ein natürlicher Prozess, der in allen Sprachen stattfindet. Das Englische spielt dabe als globale Lingua Franca eine besonders wichtige Rolle“, erklärt die Initiative das Phänomen. Ziel sei es, den häufig als negativ abgetanen Beitrag des Englischen zur deutschen Sprache zu würdigen. „Der Anglizismus des Jahres wählt ein englisches Lehnwort, das im laufenden Jahr ins Bewusstsein und den Sprachgebrauch einer breiten Öffentlichkeit gelangt ist und eine interessante Lücke im deutschen Wortschatz füllt.“

Im Jahr 2010 gewann leaken, 2011 war es Shitstorm, 2012 Crowdfunding, 2013 die Nachsilbe -gate und 2014 das Wort Blackfacing. Die diesjährige Auswahl orientiert sich ebenfalls am öffentlichen Geschehen.

3. Platz: spoilern

TV_Fernsehen_Binge_Watching_Netflix_Serien_Spoilern
Anglizismus des Jahres, Platz 3: spoilern

Einen humorvollen Einstieg in die Endauswahl bietet das neudeutsche Verb spoilern (engl. to spoil, etwa: beschädigen). Gemeint ist damit das mal unbeabsichtigte, mal hinterlistige Verderben einer Sache, indem etwa die Pointe oder ein wichtiges Detail vorausgenommen wird. Häufig ist das Spoilern im Kontext mit der eskalativen Serienliebe (Stichwort Binge Watching) genannt. Eine blumige Bezeichnung für einen legitimen Grund, Freundschaften abrupt zu beenden.

2. Platz: (e)xit

Grexit_Griechenland_Europa_Greece_Europe_Euro
Anglizismus des Jahres, Platz 2: exit

Als Exit versteht man im Alltag den meist auf grünen Leuchtschildern sichtbaren Hinweis, wo es eine Einrichtung im Notfall zu verlassen gilt. Während es sich dabei um die freiwillige Aufgabe der eigenen Position handelt (etwa auf der Flucht vor Feuer oder anderen Indoor-Katastrophen), widmet sich der zweitplatzierte Teilbegriff einem weniger autonomen Zusammenhang: Mit dem Worthybrid Grexit betitelte Presse und Öffentlichkeit den möglichen Ausstieg (oder Rausschmiss) Griechenlands aus der EU. „Mit Austrittsdebatten über immer neue Länder kamen auch immer neue Verschmelzungen hinzu – zum Beispiel Spexit(Spanien), Brexit (Großbritannien), Eirexit (Eire, also Irland), Euxit (Europa), Fixit (Finnland), Frexit(Frankreich), Huxit (Ungarn), Porxit (Portugal) und das nicht ganz ernst gemeinte Säxit (Sachsen)“, liest sich die Kundgabe.

1. Platz: refugees welcome

Asyl_Flüchtlinge_Flüchtlingshilfe_Deutschland_Refugees_Welcome_Syria_Syrien
Anglizismus des Jahres, Sieger im Jahr 2015: refugees welcome

„Überzeugt hat die Jury am Slogan Refugees Welcome (dt. Flüchtlinge willkommen, Anm. d. Red.) neben seiner öffentlichen Präsenz und seiner zentralen Rolle in der gesellschaftlichen Diskussion um das deutsche Selbstverständnis im Umgang mit Flüchtlingen“, erklärt die Initiative. Verdeutlicht sei hier außerdem der internationale Zusammenhang in Hinblick auf die Flüchtlingsbewegung. „Firmen verwenden englischsprachige Slogans regelmäßig, um eine globale Rolle des eigenen Unternehmens zu signalisieren.“ Ihren Ursprung habe die Phrase in den Neunzigern erlebt, als politischer Slogan von Hilfsorganisationen. Im Jahr 2015 wurde Refugees Welcome zu „einer selbstbewussten Antwort auf das althergebrachte „Ausländer Raus“ des rechten Lagers“. So why not?

Tipp: Wie du dich mit wenig Aufwand für Flüchtlinge engagieren kannst, haben wir hier für dich zusammengestellt!

Bildnachweis 1: Pressematerial Anglizismus des Jahres
Bildnachweis 2: pixabay/tookapic CC0

Bildnachweis 3: pixabay/hslergr1 CC0
Bildnachweis 4: pixabay/geralt CC0

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.