Hoffnung auf dem Start-Up-Markt: Ein Gründer im Interview

Zur Zeit wird viel über die Berliner Start-Up Branche diskutiert und vor allem daran kritisiert: Gründer sind größenwahnsinnig, fast jeder geht im ersten Jahr vor die Hunde und hinterher sind alle pleite. Doch dass nicht alle Start Ups zum Scheitern verurteilt sind, beweist das Jungunternehmen nexx.tv.

Das Technologie-Start-Up mit Sitz in München und Berlin bietet Medienunternehmen ein cloudbasiertes Content-Management-System, den Bau von mobilen Apps und vor allem innovativen Smart TV Apps an. Für alle, denen Smart TV noch kein geläufiger Begriff ist: Es ist das multimediale Erlebnis der Zukunft. Denn es ermöglicht die Internetnutzung auf dem Fernseher. Damit trifft das Start Up genau den Zahn der Zeit, denn Apps sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.

Aber wie entwickelt man eine solche Geschäftsidee und was braucht ein Start Up, damit es langfristig eine Chance hat? Um diese Fragen zu beantworten, treffe ich mich mit Dennis Beste, Gründer von nexx.tv. Ganz stilecht sitzen wir im Starbucks an der Kochstraße: nur weniger Meter vom Berliner Gründerzentrum entfernt: der absolute Start-Up Hotspot.

Dennis, was hat Dich dazu bewegt, Gründer zu werden?

Bereits während meines Studiums habe ich festgestellt, dass ich gerne einmal unternehmerisch tätig sein möchte. Nach ein paar Jahren in einem internationalen Unternehmen sowie einer Strategie-Beratung habe ich damals einen guten Zeitpunkt für dieses Abenteuer gesehen. Ich hatte einen sehr guten und wertvollen Business Angel und Mentor an meiner Seite und somit waren die Voraussetzungen recht gut.

Smart TV ist für den überwiegenden Teil der Fernsehnutzer immer noch Zukunftsmusik. Wie bist Du auf diese Start-Up-Idee gekommen?

Ich habe mich bereits während meiner Diplomarbeit mit den Konsequenzen der Digitalisierung für die Medienlandschaft beschäftigt. Dieses Thema hat mich immer interessiert. Mein Mentor ist tief in dieser Industrie verwurzelt und aus vielen Gesprächen und Thesen ist irgendwann eine Idee und ein mögliches Produktportfolio entstanden. Dann haben wir gegründet.

Als Gründer muss man für alles grade stehen. Wie groß ist der Erfolgsdruck und wie gehst Du damit um?

Der Druck ist natürlich da – täglich. Man hat viel Verantwortung gegenüber seinen Investoren, Mitarbeitern und Kunden. Man baut etwas auf und hat nicht unendlich Ressourcen in jeder Hinsicht. Man muss täglich Entscheidungen treffen, die nicht immer bequem sind. Das ist anstrengend aber auch Ansporn und Motivation zu gleich – es ist Unternehmertum. Mir macht meine Arbeit Spaß und jeder Tag bringt neue Erfahrungen und Herausforderungen mit sich – das liebe ich daran. Zum Ausgleich treibe ich viel Sport und Reise gerne.

Momentan wird die Kurzlebigkeit von neuen Unternehmen stark kritisiert.  Was muss ein Start Up mitbringen, um langfristig zu bestehen?

In erster Linie braucht es natürlich ein tragendes Geschäftsmodell. Auch in der sogenannten New Economy gelten die allgemeinen Regeln der Betriebswirtschaft, auch wenn Anfangsfinanzierungen den Start und Wachstum natürlich beschleunigen und erleichtern sollen, so ist dies kein Freibrief, nur Geld zu „verbrennen“. Darüber hinaus ist das Team und die permanente Weiterentwicklung des Angebots entscheidend, denke ich.

Warum scheitern, aus Deiner Sicht, so viele Start Ups?

Häufig beschäftigen sich Start Ups mit neuen Märkten, Produkten oder Geschäftsmodellen. Einen “Proof of Concept” gibt es dafür vorher nicht. Eine Garantie, dass eine nachhaltige Nachfrage besteht, ist somit nicht gegeben. Daneben erkennt man häufig mangelndes Branchenwissen, schlechte finanzielle Planung und keine klaren Nutzen der Services.

Das klingt natürlich motivierend, aber wann würdest Du von einer Unternehmensgründung abraten?

Wenn ich selbst nicht an meine Idee und deren Potential glaube und wenn ich einzig gründe, um schnell reich zu werden.

Wenn dann der Worst Case eingetroffen und man als Gründer gescheitert ist – gibt es langfristige Risiken, die man befürchten muss?

Natürlich kann es finanzielle Risiken geben, wenn man eigene Kredite aufnimmt, nicht den gesetzlichen Regeln korrekt nachgeht oder Ähnliches.  Davon abgesehen heißt als Gründer zu scheitern aber keineswegs mehr, dass man karrieretechnisch nicht mehr vermittelbar ist – da haben wir von den Amerikanern gelernt und das ist auch gut so.

Siehst Du eine Problematik darin, dass zur Zeit so viele Start Ups entstehen?

Jede Medaille hat zwei Seiten. Auf der einen Seite werden so die Gelder von Investoren auf mehr Unternehmen aufgeteilt, viele davon scheitern und der Wettbewerb um Finanzierungen wird größer. Auf der anderen Seite hilft dies die Gründerkultur zu etablieren. Städte wie Berlin erhalten dadurch ein neues ökonomisches Standbein, Arbeitsplätze entstehen und Menschen haben insgesamt mehr Chancen, ihre Ideen auszuprobieren. Vieles wird durch neue Lösungen und Produkte einfach besser. Am Ende ist es also eigentlich eine gute Entwicklung, die einen positiven Blick nach vorne erlaubt.

Zusammenfassend sollte man folglich nicht vor einer Gründung zurückschrecken, wenn man von der eigenen Idee überzeugt ist. Wer etwas Mut mitbringt, kann wirklich etwas erreichen und ein gescheitertes Start Up bedeutet nicht gleiche eine gescheiterte Karriere.

Von Julia Lehrter

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