Ein Sonntag im Darknet

Well I woke up Sunday morning
With no way to hold my head, that didn’t hurt
And the beer I had for breakfast wasn’t bad
So I had one more for dessert
(Kris Kristofferson)

Ich wache auf. Sonntag. Der Geschmack des Vorabends liegt mir noch im Mund.
Geblendet von der von lichtfesten Vorhängen gedeckten Sonne, quäle ich mich aus dem Reich des Schlafes und gebe dem Wachsein nach. Meine zwei Bettkumpanen tuen es mir gleich und ein Konzert von verquollen gequälten Aufwach-Geräuschen beginnt.

Nachdem wir eine ordentliche Portion Deliveroo Sünden bestellt haben, und das Internetz nach Cocktail Lieferanten durchscanned hatten, verloren wir uns erst einmal in einem Youtube Wormhole.

Das Stichwort lautet hier „Amazing Ty“ (youtube account). Dieser Amazing Ty postet hauptsächlich Videos von skurrilen bis hin zu wannabe Horror Geschichten – alle amazingly von ihm erzählt.

Wir kamen auf das Thema Darknet, und nach einigen Videos in dem Ty uns am Ende stets riet „bleibt Vorsichtig“, beschlossen wir uns selber einen Ausflug in dieses mysteriöse Reich namens Darknet zu unternehmen.

Da meine Freunde ohne Frage zwilichtige Gestalten sind, entpuppte sich das nicht einmal als sonderlich schwer, wie viele immer denken. Den Zugang ins Darknet erhält man über einen besonderen Browser, namens Tor-Browser. Ein Netzwerk das für die Anonymisierung von Verbindungsdaten bestimmt ist.

Man kann es sich in etwa so vorstellen wie Safari nur in Gangster, und viel viel langsamer.
Im Tor-Browser angekommen wird die Sache etwas komplizierter. Man kann nicht lediglich Suchbegriffe eingeben, sondern muss in normalen Browsern nach Darknet Seiten googlen, dessen links man dann dort einsetzt. Schwups hat man den Zugang in das, oh so berüchtigte Darknet.

Besagte Links führen dich an alles, was dein krankes Herz begehrt. Von harten Pornos und Drogen bis hin zu Menschenhandel, Pädophilie und Auftragsmördern. Von den Auftragskillern breitete sich bei uns ein besonderes Verlangen, eine Kloschüssel mit Mageninhalt zu befüllen, aus. Dies liegt wohl daran, dass die Arbeitsuchenden stolz – wie in einem Design Portfolio – ihre Berufserfahrung bildlich und präzise unzensiert präsentieren.

Relativ bald haben wir genug von dieser disharmonisch, befleckten und moralloser Welt. Für einen Katertag auf jeden Fall das falsche. Glücklicherweise haben wir mittlerweile im regulären Net einen Anbieter gefunden, der keine menschlichen Köpfe auf Zahnstochern, sondern Sex on the Beach – den Cocktail natürlich – verkauft.

Text und Bild von Luisa Goeler

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