Baku: das pulsierende Herz des Kaukasus

Eine Reise nach Baku? Vor ihrem Aufbruch hatte unsere Redakteurin große Zweifel an ihrem Vorhaben. Heute möchte sie die Erfahrung in der aserbaidschanischen Hauptstadt nicht mehr missen. Heraus kam ein Reisebericht in mehreren Farben.

Im vergangenen Jahrhundert wurde Baku das Paris des Ostens genannt. Heute ist Baku inoffiziell als kaukasisches Dubai bekannt. In Baku (nicht etwa in Texas, Saudi-Arabien oder dem Irak) wurde 1848 das weltweit erste Erdölbohrloch gebohrt. In Baku (nicht etwa in Brüssel, Straßburg oder Den Haag) wurden 2015 die ersten Europaspiele ausgetragen. Baku ist orientalisch und modern, lässt niemanden gleichgültig und sollte auf keiner Traveler’s Wishlist fehlen.

Die Idee, einen Urlaub in Baku zu verbringen, hielt ich am Anfang für verrückt. Alles, was ich über diese Stadt wusste, stammte noch aus Schulzeiten: Baku ist die Hauptstadt Aserbaidschans und liegt am Kaspischen Meer. Schließlich siegte aber die Neugier über alle Wissenslücken und die Tickets waren gebucht. Heute weiß ich genau: Ich muss diese ungewöhnliche Stadt, die mir in drei Farben in Erinnerung geblieben ist, unbedingt wiedersehen!

Das schwarze Baku

Symbol für das Schwarze Baku: Fallschirmturm am Baku Boulevard
Symbol für das Schwarze Baku: Fallschirmturm am Baku Boulevard

Tatsächlich trug Baku lange Zeit den Beinamen „schwarze Stadt“. Was erstmal unheilvoll klingt, lässt sich durch folgenden Umstand erklären: Hier wurden riesige Vorkommen an Erdöl entdeckt. Die Bohrungen wurden direkt in den städtischen Gebieten durchgeführt, das Öl sofort an der Oberfläche verarbeitet. Anfang des 20. Jahrhundert hatte über die Hälfte des weltweit konsumierten Erdöls seinen Ursprung in Baku. Der Ruß aus den zahlreichen Fabriken war der Grund, warum Baku zur „schwarzen Stadt“ wurde.

Heute sind die Fabriken längst nicht mehr innerhalb der Stadt zu finden. Dass Baku eine Erdölstadt ist, ist aber auf den ersten Blick erkenntlich. Schon auf dem Weg vom Flughafen sind überall Erdölpumpen zu sehen. Von der Küste aus sieht man Ölplattformen. Sogar ein Fallschirmturm in der Mitte der Stadt ist nach dem Vorbild eines Bohrturms geformt.

Gut zu wissen: Die Gelder des Nobelpreises bestehen bis heute zu zwölf Prozent aus dem Kapital, das Alfred Nobel mit Erdöl aus Baku verdiente.

Das weiße Baku

Die Altstadt (İçəri Şəhər) in Baku gilt auch als weiße Stadt
Die Altstadt (İçəri Şəhər) in Baku gilt auch als weiße Stadt

Das historische Zentrum von Baku heißt İçəri Şəhər (gesprochen Itschäri Schähär). Auch hier dominiert sofort eine Farbe: Weiß. Die Gebäude der Altstadt von Baku, viele über tausend Jahre alt, sind fast alle aus hellem Stein gebaut. In der Altstadt finden sich u.a. die Burg Dschebachan aus dem 14. Jahrhundert und der Palast der Schirwanschahs, die Schah-Moschee, das Murad-Tor, die Key-Gubad-Moschee, ein Versammlungshaus und ein Badehaus.

Das weiße Baku: Der Jungfrauenturm in der Altstadt von Baku
Das weiße Baku: Der Jungfrauenturm in der Altstadt von Baku

Das markanteste Gebäude der Altstadt ist der Jungfrauenturm (Qız Qalası). Mit ihm sind viele Legenden verbunden. Nach einer dieser Legenden hat sich die Tochter eines Schahs vom Turm ins Meer gestürzt, um einer ungewollten Hochzeit zu entgehen. Der Jungfrauenturm inspiriert immer noch Künstler aus der ganzen Welt. Einige Meisterwerke werden sogar ein Teil der Stadt.

İçəri Şəhər ist eine ummauerte Festung. Dieser historische Teil von Baku wurde im Jahr 2000 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Das blaue Baku

Die blaue Farbe von Baku hat in meiner Erinnerung einen ganz besonderen Platz eingenommen. Die Stadt umgibt das blaue Meer, nicht einmal im Winter verliert es seinen satten Ton. Fast immer ist der Himmel über Baku klar, weil die Zahl der Sonnentage hier viel höher ist als in anderen Teilen des Kaukasus. Moderne Bauten scheinen auch blau: Sie sind zum Großteil aus Glas gebaut und in den Fenstern spiegeln sich das Meer und der Himmel. Die wichtigsten modernen architektonischen Meisterwerke sind vor allem der Flame-Towers-Komplex und das Heydar Aliyev Center.

Blick von den Flame Towers auf Baku
Blick von den Flame Towers auf Baku

Die Baku Flame Towers bestehen aus drei Türmen, die an Flammen erinnern. Flammen sind übrigens das nationale Symbol Aserbaidschans. Die Flame Towers sind fast von überall in der Stadt sichtbar. Und umgekehrt sieht man von Flame Towers fast jedes Gebäude der Stadt. 

Heydar-Aliyev-Zentrum Baku
Heydar-Aliyev-Zentrum Baku

Das Heydar Aliyev Center trägt den Namen des wichtigsten Politikers in der aserbaidschanischen Geschichte. Die Idee und das Projekt sind der weltbekannten britische Architektin Zaha Hadid zuzuschreiben. Die Fassade der Gebäude versetzt jeden ins Staunen. Einheimische behaupten, dass man aus der Vogelperspektive das Autogramm des Politikers erkennen könnte.

Die Bewohner vergöttern Baku und erzählen gerne die Entstehungslegenden. Besonders gesprächig sind die Taxifahrer. Wichtig ist hier, sich nicht von spannenden Geschichten ablenken zu lassen, sondern vor dem Einsteigen über den Fahrpreis zu verhandeln. Außerdem sollte man prüfen, ob in offiziellen Taxis der Kilometerzähler an ist. Die Taxis in Baku erkennt man an ihrer violetten Färbung, ähnlich den Londoner Cabs. Deshalb nennt man sie in Baku auch „Auberginen“.

Neugierig auf das bunte Baku? Das solltest du vor der Abreise wissen:

  • Flüge nach Baku sind mit Azerbaijan Airlines und Türkish Airlines (via Istanbul) von Berlin Tegel aus besonders günstig. Die Ticketpreise liegen bei etwa 330 Euro.
  • Die Währung in Aserbaidschan ist der Manat. 1 Manat entspricht ungefähr 1 Euro.
  • Um Baku zu besuchen, brauchen die Deutschen ein Visum. Dieses lässt sich sehr einfach online beantragen.

Text und Bilder von Lada Osornina

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